Schweiz sucht diplomatische Lösung im Zollkonflikt mit den USA

0
5

Schweiz setzt auf Diplomatie im Zollstreit mit den USA

Bern, 4. August 2025 – Angesichts drohender Strafzölle aus den Vereinigten Staaten verfolgt die Schweiz einen diplomatischen Kurs. Anstatt mit unmittelbaren Gegenzöllen zu reagieren, setzt der Bundesrat auf Verhandlungen und bietet den USA ein wirtschaftlich attraktives Alternativpaket.

Ab dem 7. August 2025 wollen die USA auf Schweizer Produkte Zölle von bis zu 39 Prozent erheben – der höchste Satz, den ein europäisches Land derzeit fürchten muss. US-Präsident Donald Trump argumentiert mit einem Handelsdefizit zugunsten der Schweiz, das insbesondere im Pharmabereich auf rund 40 Milliarden US-Dollar beziffert wird.

Bundesrat setzt auf konstruktive Gespräche

Nach einer virtuellen Sondersitzung erklärte der Bundesrat, dass die Schweiz bereit sei, über den Stichtag hinaus Dialoge mit US-Vertretern zu führen. Man wolle eine faire und tragfähige Lösung für den Handelskonflikt finden – im Interesse beider Seiten.

Statt Strafmassnahmen zu ergreifen, will die Schweiz mit Pragmatismus und Diplomatie agieren. Der Fokus liegt auf Gesprächen mit Branchendelegationen und US-Regierungsvertretern. Ziel sei es, eine Gleichbehandlung mit anderen Partnerstaaten wie der EU, dem Vereinigten Königreich oder Japan zu erreichen, welche deutlich geringere Zölle zahlen müssen.

Wirtschaft warnt vor Folgen

Wirtschaftsminister Guy Parmelin warnt, dass die drohenden Zölle „nur die Spitze des Eisbergs“ seien. In einem global vernetzten Umfeld könnte eine solche Schlechterstellung erhebliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exportwirtschaft haben.

Vorteile der Schweizer Handelspolitik

Die Schweiz hebt hervor, dass sie selbst seit dem 1. Januar 2024 keine Zölle mehr auf Industrieprodukte aus Drittstaaten – darunter die USA – erhebt. Damit gelangen über 99 Prozent der US-Waren zollfrei auf den Schweizer Markt. Auch Subventionen, die zu Wettbewerbsverzerrungen führen könnten, gibt es laut Bundesrat nicht. Diese Punkte sollen in den Verhandlungen besonders zum Tragen kommen.

Vorbereitungen auf wirtschaftliche Folgen

Für den Fall wirtschaftlicher Verwerfungen sieht der Bundesrat rasch umsetzbare Gegenmassnahmen vor. Unternehmen könnten z.B. durch Kurzarbeitsentschädigungen unterstützt werden, um Kündigungen zu vermeiden und Arbeitsplätze zu sichern:

  • Aktivierung von Kurzarbeit
  • Unternehmensunterstützung in besonders betroffenen Branchen
  • Langfristige Fördermassnahmen für Exportindustrien

Letzte diplomatische Bemühungen

Nur wenige Tage bleiben dem Bundesrat, um das Inkrafttreten der Zölle zu verhindern. Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin planen daher einen weiteren Besuch in Washington. Ihr Ziel: Die angespannte Lage durch Diplomatie in letzter Minute zu entschärfen.

Klares Bekenntnis zu offenem Handel

Die Schweiz betont ihr festes Engagement für freie Märkte und internationale Kooperation. Diese Offenheit müsse jedoch auf Gegenseitigkeit beruhen. Eine faire Behandlung durch Handelspartner wie die USA sei entscheidend für eine stabile Weltwirtschaft und nachhaltige Handelsbeziehungen.

Für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft, insbesondere die Pharmaindustrie, steht viel auf dem Spiel. Die US-Drohung mit einer Sondersteuer von bis zu 250 Prozent auf Schweizer Arzneimittel sorgt bereits jetzt für erhebliche Unsicherheit in weiten Wirtschaftsteilen.

Ob es gelingt, den drohenden Handelskonflikt zu entschärfen, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden – ein sensibles Rennen gegen die Zeit mit potenziell weitreichenden Konsequenzen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein