Schweizer Politik lehnt Sonderabgabe für reiche Rentner einstimmig ab
Einhellige Ablehnung des „Boomer-Soli“
Während in Deutschland eine Zusatzabgabe für reiche Rentnerinnen und Rentner – der sogenannte „Boomer-Soli“ – diskutiert wird, zeigt sich die politische Landschaft in der Schweiz in seltener Einigkeit: Der Vorschlag wird von ausnahmslos allen Parteien abgelehnt. Hintergrund ist die angespannte Finanzierungslage der AHV, doch die Idee eines gezielten finanziellen Zugriffs auf wohlhabendere Rentnergruppen findet keine Unterstützung.
Das deutsche Vorbild kommt nicht an
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte angeregt, die Renten der wohlhabendsten 20 Prozent zu kürzen, um mehr Generationengerechtigkeit zu erreichen. In der Schweiz stösst eine solche Umverteilungsidee hingegen auf breite Ablehnung. Obwohl der Bedarf zur Reform der Altersvorsorge erkannt ist, wird eine Umverteilung als unpassendes Signal bewertet.
Parteien schlagen alternative Lösungen vor
- SP: Barbara Gysi betont, dass die AHV bereits solidarisch finanziert sei. Ihr Vorschlag: eine nationale Erbschaftssteuer auf hohe Vermögen, um neue Mittel zu generieren, ohne Rentner zusätzlich zu belasten.
- GLP: Patrick Hässig setzt auf eine moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer. Gleichzeitig fordert er mehr finanzpolitischen Realismus und Ehrlichkeit bei Rentenversprechen.
- FDP: Regine Sauter lehnt Umverteilungspläne ab. Sie spricht sich für eine Anpassung des Rentenalters an die Lebenserwartung aus, um generationenübergreifende Gerechtigkeit zu erreichen.
- SVP: Rémy Wyssmann kritisiert den deutschen Vorschlag und sieht die Lösung in wirtschaftlicher Effizienz. Für ihn sind Masseneinwanderung und ein verändertes Erwerbsverhalten zentrale Herausforderungen.
AHV-Finanzierung steht unter Druck
Mit der Einführung der 13. AHV-Rente ab 2026 steigen die jährlichen Kosten voraussichtlich um 4 bis 5 Milliarden Franken. Weitere geplante Reformen, wie die Abschaffung der „Heiratsstrafe“, bringen zusätzliche Ausgaben. Bereits jetzt ist klar: Die Finanzierungslücke für die Zukunft wird grösser.
Mögliche Lösungsansätze
Folgende Optionen werden diskutiert:
- Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer
- Moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer
- Anpassung des Rentenalters an die Lebenserwartung
- Stärkere Integration von Zugewanderten in die Finanzierung
- Verzicht auf neue, ungedeckte Leistungsversprechen
Klare Positionierung gegen den „Boomer-Soli“
Fazit: Die Schweiz verfolgt einen eigenen Weg. Ein deutscher „Boomer-Soli“ wird nicht übernommen. Trotz notwendiger Reformen wird in der Schweiz auf strukturelle und gesellschaftlich breit abgestützte Lösungen gesetzt. Umverteilungsmodelle ohne klare Systemverträglichkeit finden keinen politischen Rückhalt. Der Fokus liegt auf tragfähigen und generationengerechten Reformen der Altersvorsorge.