Zukunft der Musik: Wie KI die Kreativbranche herausfordert

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Zukunft der Musik: Zürcher Musikerin warnt vor KI-Flut in der Branche

ZÜRICH – Mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Musiklandschaft – und bringt dabei sowohl faszinierende Fortschritte als auch besorgniserregende Entwicklungen mit sich. Während KI-gesteuerte Musikprojekte wie „The Velvet Sundown“ weltweit Millionen Fans begeistern, schlagen etablierte Musikerinnen wie die Zürcher Künstlerin Natascha Polké Alarm.

Im Rahmen der „Zurich Music Week“ thematisierte Polké mit Branchenexpertinnen und -experten das Spannungsfeld zwischen kreativer Technologie und künstlerischem Ausdruck. Besonders brisant: Die komplett KI-generierte Band „The Velvet Sundown“ veröffentlichte innerhalb von nur drei Monaten bereits drei Alben und zählt über eine Million monatlicher Hörerinnen und Hörer. Vom Songwriting über die Soundproduktion bis hin zum Coverdesign – alles wurde von Algorithmen erzeugt.

Einer der Haupttreiber dieser Entwicklung ist das Programm Suno, das mit wenigen Eingaben in Sekundenschnelle komplette Songs erzeugt. Diese Effizienz beunruhigt viele Kreative.

„Technisch ist das beeindruckend, aber es macht mir auch Sorge“, sagt Polké. Was für sie zählt: Emotion. „Ein Song braucht menschlichen Tiefgang. Wenn alles maschinell erzeugt wird, bleibt oft nur Leere.“

Überschwemmung durch KI-Inhalte?

Polké erkennt sinnvolle Einsatzmöglichkeiten von KI – etwa als Inspirationshilfe oder zur Verbesserung des Klangs. Doch sie warnt vor einer schieren Flut an KI-generierten Inhalten, die echten künstlerischen Werken den Raum nehmen könnte. Außerdem gebe es zahlreiche rechtliche Grauzonen, etwa bezüglich Urheberrecht und Vergütung.

„Wir können den Fortschritt nicht aufhalten“, meint Polké. „Aber wir müssen ihn so gestalten, dass der Mensch in der Musik nicht verloren geht.“

Transparenz als Pflicht

Ein zentrales Anliegen Polkés ist Transparenz: „Wenn ein Song vollständig von KI erzeugt wurde, sollte das verpflichtend gekennzeichnet werden.“ Für kleinere Hilfsmittel wie Klangbearbeitung sei das nicht nötig. Doch aktuell fehle eine klare Branchelinie – sie fordert daher eine offene Diskussion über die Frage, wo die Grenze verlaufen sollte.

Wie KI auch kreative Kooperationen ermöglichen kann, zeigt das Beispiel der Sängerin Grimes. Sie hat ein KI-Modell ihrer Stimme veröffentlicht, das Musikschaffende nutzen dürfen – unter der Bedingung, dass sie an den Einnahmen beteiligt werden.

Polké selbst zeigt sich neugierig, aber zurückhaltend: „Ob ich diesen Weg gehe, weiss ich noch nicht.“

Live bleibt unersetzlich

Trotz der rasanten technologischen Entwicklungen sieht Polké ihre künstlerische Zukunft nicht bedroht. Im Gegenteil: „Ich bin froh, dass ich live auftrete – mit echten Instrumenten, mit echter Stimme. Diese Energie und Tiefe kann keine Maschine ersetzen.“

Gerade im digitalen Zeitalter steige der Wert echter Konzerterlebnisse. Einen besonderen Höhepunkt markiert Polkés nächster Auftritt: Ende August wird sie beim weltbekannten Burning Man Festival in der Wüste Nevadas spielen – ein künstlerischer Traum, der für sie in Erfüllung geht.

Fazit

Die KI stellt die Musikbranche grundlegend auf den Kopf. Tools wie Suno ermöglichen völlig neue kreative Ansätze, werfen jedoch gleichzeitig zentrale Fragen zum Thema Authentizität, Fairness und dem zukünftigen Verständnis von musikalischem Handwerk auf. Doch wie Natascha Polké klar macht: „Echte Musik – gemacht von Menschen, mit Gefühl und Seele – wird immer eine Daseinsberechtigung haben.“

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