Trump setzt im Gaza-Konflikt auf radikale Alles-oder-Nichts-Strategie

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Trump setzt im Gazakonflikt auf radikale Alles-oder-Nichts-Strategie

Tel Aviv – Der frühere US-Präsident Donald Trump verfolgt im anhaltenden Gazakonflikt einen neuen, deutlich radikaleren Kurs. Laut seinem Nahost-Gesandten Steve Witkoff, der am Samstag in Tel Aviv sprach, plant Trump, künftig keine schrittweisen Teillösungen mehr anzustreben. Stattdessen setzt er auf ein umfassendes Gesamtabkommen, das sämtliche offenen Punkte auf einen Schlag lösen soll.

„Die bisherigen Verhandlungen waren zu kleinteilig – das hat nicht funktioniert. Es ist Zeit für eine klare Linie: Alles oder nichts“, erklärte Witkoff bei einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln. Ziel sei es, in einem einzigen Deal sowohl die Freilassung aller noch verbliebenen Geiseln als auch ein Ende der Kampfhandlungen zu bewirken. Damit wendet sich Trump entschieden von früheren US-Strategien ab.

Obwohl Witkoff einräumte, dass derzeit noch keine finale Einigung bestehe, äußerte er vorsichtigen Optimismus: „Wir sind sehr, sehr nah an einer Lösung dieses Krieges.“ Genaue Details gab er aus Rücksicht auf laufende Verhandlungen nicht preis.

Abkehr von bisherigen Ansätzen

Bisher war das Vorgehen der USA von schrittweisen Etappenlösungen geprägt – etwa Geiselabkommen in mehreren Phasen oder vorübergehende Waffenruhen. Diese Herangehensweise, die auch unter Trumps Vorgängern in enger Abstimmung mit Israel verfolgt wurde, wird nun infrage gestellt. Ein Wendepunkt war der sogenannte Januar-Deal, bei dem nur 33 Geiseln freikamen. Weitere Gespräche wurden durch die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen durch Israels Premier Benjamin Netanjahu abgebrochen.

Angesichts dieser Entwicklungen erwägt offenbar auch Israel eine strategische Neuausrichtung. US-Aussenminister Marco Rubio deutete kürzlich an, dass an einer umfassenderen Friedenslösung gearbeitet werde. Witkoff traf sich am Donnerstag mit Netanjahu, um über mögliche Wege aus der Krise zu sprechen.

Hauptbedingungen und Streitpunkte

Ein zentraler Punkt für Trumps Plan ist die vollständige Entwaffnung der Hamas. Laut Witkoff habe die Organisation Bereitschaft zu diesem Schritt signalisiert – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ein unabhängiger palästinensischer Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt gegründet wird. Dieser Vorschlag ist sowohl in Israel als auch in den USA stark umstritten.

Aktuell liegt ein Vorschlag für einen 60-tägigen Waffenstillstand auf dem Tisch. Dieser beinhaltet die Freilassung von zehn lebenden und 18 toten Geiseln. Trump scheint diese Zwischenlösung jedoch nicht als ausreichend zu betrachten und drängt auf eine endgültige Lösung.

Politischer Hintergrund

Beobachter meinen, dass Trumps Vorstoss auch im Kontext seines möglichen Wahlkampfs zur US-Präsidentschaft gesehen werden muss. Mit einer entschlossenen Außenpolitik versucht er, Führungsstärke zu demonstrieren. Ob seine polarisierende Alles-oder-Nichts-Strategie jedoch zu dauerhaftem Frieden führen kann, ist nach wie vor unklar.

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