Künstliche Models: Guess sorgt mit KI-Kampagne in der Vogue für Empörung

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Künstliche Models: Guess sorgt mit KI-Kampagne in der Vogue für Empörung

Künstliche Intelligenz trifft Mode: Eine neue Werbekampagne des Modelabels Guess sorgt für Aufregung – in der August-Ausgabe der Vogue steht ein KI-generiertes Model im Zentrum der Diskussion. Die makellose, aber vollumfänglich virtuelle Schönheit stellt die neue Kollektion von Guess vor und entfacht eine hitzige Debatte über Authentizität, Ethik und die Zukunft der Arbeitsplätze in der Modewelt.

Das Model existiert nicht in der Realität – es wurde von der auf digitale Medien spezialisierten Agentur Seraphinne Vallora erschaffen. Perfekte Proportionen, glatte Haut, jeder Aspekt bewusst gestaltet: Was früher Bewunderung auslöste, gilt heute vielen als seelenlose Hülle ohne Tiefe. In sozialen Netzwerken formiert sich Widerstand – zahlreiche Nutzer kritisieren den fehlenden Hinweis auf die KI-Herkunft. Nur ein kleiner Vermerk in der Vogue weist darauf hin, dass hier keine echte Person zu sehen ist.

Model und Aktivistin Rain Dove fordert mehr Realität: „Ich hab ein Herz, das schlägt – das wird KI nie ersetzen“, so ihre klare Botschaft.

Massive Veränderungen in der Modewelt

Die Modebranche steht an einem Wendepunkt. Mit KI lassen sich komplette Kampagnen rein digital umsetzen:

  • Kein Studio, kein Fotograf nötig
  • Visagisten, Stylisten werden obsolet
  • Hohe Zeit- und Kostenersparnis

Gleichzeitig verändert sich das Schönheitsbild: Statt realitätsnaher Imperfektion entstehen digital generierte Körper, weit entfernt von der Wirklichkeit. Das Standardschönheitsideal wird weiter ins Unerreichbare verschoben.

Kreativität oder Täuschung?

Die Agentur Seraphinne Vallora verteidigt ihr Vorgehen. Die Gründerinnen betonen, dass hinter dem Einsatz von KI ein „vielschichtiger kreativer Prozess“ stehe. Ziel sei es, visuelle Kunst mit ästhetischem Anspruch zu schaffen.

Doch Kritiker sehen darin bewusste Irreführung. Der Hinweis zur KI-Nutzung sei zu gering ausgewiesen, was die Glaubwürdigkeit der Veröffentlichung in Frage stellt.

Juristische Grauzonen und ethische Dilemmata

Parallel zur moralischen Debatte stellt sich eine juristische Frage: Wem gehört ein synthetisch erschaffenes Abbild, wenn es echten Menschen täuschend ähnlich sieht?

Die Replizierung echter Personen – inklusive Hautstruktur, Mimik und Stil – ruft dringliche Diskussionen rund um Persönlichkeitsrechte und Urheberrecht hervor. Anwälte warnen vor neuen rechtlichen Grauzonen, die regulatorisch noch nicht eindeutig geklärt sind.

Schweizer fordern Transparenz

Auch in der Schweiz regt sich Kritik. Politik und Gesellschaft verlangen mehr Klarheit. Eine Untersuchung der Universität Zürich zeigt: Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht eine deutliche Kennzeichnung für KI-generierte Inhalte.

Institutionen wie der SRF und der Schweizer Presserat fordern klare Regeln – insbesondere in Medien, die eine starke Rolle in der Meinungsbildung spielen.

Ein Wendepunkt mit weitreichenden Folgen

Die Vogue-Kampagne von Guess steht exemplarisch für einen tieferen Wandel. Wenn KI nicht nur retuschiert, sondern Menschen vollständig ersetzt, beginnt eine neue Ära – eine, in der die Grenzen zwischen Realität und Simulation zunehmend verschwimmen.

Die zentrale Frage lautet: Was bedeutet Echtheit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz?

Faszination trifft auf Verunsicherung

Was für manche als kreative Evolution erscheint, empfinden andere als kulturelle Entfremdung. Die Debatte betrifft nicht nur die Mode – auch Werbung, Film, Journalismus und Kunst sehen sich vor ähnliche Herausforderungen gestellt.

Die Diskussion ist eröffnet – und zwingt uns alle dazu, neu über Wahrheit, Schönheit und Menschlichkeit nachzudenken.

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