KI-Furcht verleitet Schweizer zu Arbeit in der Urlaubszeit

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Angst vor KI: Warum immer mehr Schweizer im Urlaub weiterarbeiten

Immer mehr Erwerbstätige in der Schweiz nehmen sich selbst im Urlaub keine echte Auszeit. Eine Umfrage zeigt, dass zwei von drei Angestellten auch während ihrer Ferien beruflich aktiv bleiben – meist aus Angst, durch Künstliche Intelligenz (KI) oder Automatisierung ersetzt zu werden. Dieses Phänomen spiegelt nicht nur eine persönliche Unsicherheit wider, sondern auch strukturelle Probleme in der Arbeitswelt.

Die Zahlen im Überblick

Die Erhebung, durchgeführt im Juli 2025 im Auftrag der Jobplattform Indeed, zeigt einige alarmierende Trends:

  • 65 % der Befragten arbeiten auch im Urlaub – davon 23,6 % regelmaessig und 41,4 % gelegentlich.
  • Nur 16 % können in den Ferien komplett abschalten.
  • 42,1 % wurden im Urlaub bereits vom Job kontaktiert.
  • Lediglich 18,1 % arbeiten gerne während ihrer Ferienzeit.

Ein wesentlicher Grund dafür ist die Angst, durch KI überflüssig zu werden. 41,8 % fühlen sich auch im Urlaub unter Druck, ihre Arbeit zumindest gedanklich weiterzuverfolgen. Jede vierte Person verfolgt berufsrelevante Entwicklungen intensiver während der Ferien, ohne jedoch aktiv einzugreifen.

Weitere Erkenntnisse der Studie

  • 16,2 % sind heute deutlich häufiger im Urlaub erreichbar als früher – bedingt durch digitale Tools und Endgeräte.
  • 10 % setzen klare Grenzen zur beruflichen Erreichbarkeit während der Ferien – ein Zeichen wachsender Achtsamkeit für mentale Gesundheit.
  • Bevor die Ferien beginnen, erledigen 75,2 % zusätzliche Aufgaben. Bei 17 % dauert diese Vorbereitung mehr als fünf Stunden.
  • 53,8 % fühlen sich in Bezug auf Urlaubsvertretung unzureichend unterstützt.
  • Mehr als die Hälfte (54,4 %) gibt an, sich nach ihrer letzten Auszeit nicht wirklich erholt zu haben.

Arbeitskultur auf dem Prüfstand

Stefanie Bickert, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed, betont, dass Erholung kein Luxus sein dürfe, sondern grundlegende Voraussetzung für langfristige Produktivität und Innovationskraft. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen den Handlungsbedarf für Arbeitgeber, vor allem im Hinblick auf Arbeitskultur, Teamstrukturen und nachhaltige Personalführung.

Fazit: Menschliche Arbeitsmodelle statt Dauerverfügbarkeit

Die rasant fortschreitende Veränderung durch KI und Automatisierung erfordert klare Trennlinien zwischen Arbeit und Freizeit. Führungskräfte sind jetzt mehr denn je gefordert, eine Umgebung zu schaffen, in der Erholung und mentale Gesundheit keine Ausnahmen, sondern feste Bestandteile nachhaltiger Arbeitsmodelle sind. Nur so lassen sich Motivation und Leistungsfähigkeit langfristig sichern – auch im digitalen Zeitalter.

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