Harte Strafen für Raser: Wenn jugendlicher Leichtsinn teuer wird

0
5

Harte Strafen für Raser: Wenn jugendlicher Leichtsinn teuer wird

In Frauenfeld wurde kürzlich ein 18-jähriger Junglenker mit erstaunlichen 231 km/h auf der Autobahn geblitzt – das sind ganze 101 km/h über dem erlaubten Tempolimit. Was wie jugendlicher Übermut wirken mag, hat in der Schweiz ernsthafte Konsequenzen: Sofortiger Führerausweisentzug, hohe Kosten, umfangreiche bürokratische Verfahren – und im Extremfall sogar Gefängnis.

Der Fall sorgt insbesondere in der Ostschweiz für Diskussionen – nicht nur aufgrund der hohen Geschwindigkeit, sondern auch, weil das Thema aufs Neue die Frage aufwirft, warum vor allem junge Männer häufig durch Raserei auffallen.

„Jeder Raser ist einer zu viel“

Der Fahrlehrer Flavio aus Frauenfeld bringt es klar auf den Punkt: „Jeder Raser ist einer zu viel.“ Er hat bereits viele Junglenker auf ihrem langen Weg zurück zum Führerausweis begleitet. Laut dem Strassenverkehrsamt St. Gallen wurde der 18-Jährige sofort aus dem Verkehr gezogen. Die Behörde sagt: „Bei Raserdelikten wird der Führerausweis vorsorglich entzogen und eine verkehrspsychologische Untersuchung angeordnet.“

Statistiken zeigen deutlich: Männer zwischen 18 und 23 Jahren sind die Hauptverursacher solcher Delikte – viele davon besitzen lediglich einen befristeten Führerausweis, also befinden sich in der Probezeit.

Junglenker zahlen einen hohen Preis

Wer während der Probezeit beim Rasen erwischt wird, muss mit harten Folgen rechnen:

  • Automatische Verlängerung der Probezeit um ein Jahr
  • Bei einem zweiten schweren Verstoss während der verlängerten Phase wird der Ausweis entzogen
  • Danach: Ein Jahr Sperrfrist, psychologisches Gutachten und erneutes Bestehen aller Prüfungen

Laut Fahrlehrer Flavio kommen auf Betroffene Kosten von bis zu 30’000 Franken zu – und das ist noch nicht alles. Wird das Vergehen strafrechtlich verfolgt, drohen Freiheitsstrafen von einem bis zu vier Jahren. Wiederholungstäter trifft es besonders hart: Ihnen drohen mindestens fünf Jahre Führerausweisentzug oder gar ein lebenslanger Entzug.

Gemäss Artikel 90 Absatz 4 des Strassenverkehrsgesetzes gilt ein Raserdelikt bei folgenden Grenzüberschreitungen:

  • Mehr als 40 km/h zu schnell in einer 30-km/h-Zone
  • Mehr als 50 km/h zu schnell in einer 50er-Zone
  • Über 60 km/h zu schnell in einer 80er-Zone (Hauptstrasse)
  • Über 80 km/h zu schnell auf der Autobahn

„Ich habe die Konsequenzen unterschätzt“

Ein heute 25-jähriger Mann berichtet fünf Jahre später von seinem Fall: Mit 182 km/h in einer 80er-Zone. Heute beschreibt er das als „dumm und gefährlich“. Obwohl kein Blitzer im Einsatz war, wurde er durch die Polizei einige Monate später zur Verantwortung gezogen.

Heute besitzt er keinen Führerausweis mehr – das psychologische Gutachten steht noch aus. „Ich warte immer noch darauf – es ist teuer und ich habe im Moment keine Zeit“, erklärt er. Sein Verhalten erklärt er nicht mit Rebellion, sondern mit einem gefährlichen Mix aus Adrenalin und Gedankenlosigkeit.

Warum rasen junge Menschen?

„Viele junge Männer suchen den Adrenalinkick oder lassen sich von ihrem Fahrgefühl leiten“, sagt Fahrlehrer Flavio. Neben leistungsstarken Fahrzeugen können auch psychischer Druck oder Gruppenzwang Auslöser sein. Der Experte empfiehlt als Prävention:

  1. Verkehrstherapien
  2. Fahrsicherheitskurse
  3. Fahrtraining auf Rennstrecken

Sein Appell: „Wer Adrenalin will – bitte auf eine Rennstrecke wie den Hockenheimring oder Nürburgring. Dort riskiert man keine Leben.“

Von Anfang an ein Gespür für Risiko

Seit mehr als 15 Jahren bildet Flavio Junglenker aus – gemeinsam mit seiner Frau führt er eine Fahrschule im Thurgau. Dabei erkennt er rasch, wer besonders risikofreudig ist. „Viele haben eine gesunde Einstellung – aber einige suchen klar das Limit“, sagt er. Als Fahrlehrer seien ihm jedoch Grenzen gesetzt: „Wir können aufklären und warnen – mehr liegt oft nicht in unserer Hand.“

Der Fall des 18-Jährigen aus Frauenfeld zeigt deutlich: In der Schweiz ist Verkehrssicherheit kein Spiel. Wer sich jugendlichem Leichtsinn hingibt, gefährdet Leben – und bezahlt dafür möglicherweise einen Preis, der weit über Geld und Führerausweis hinausgeht.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein