Kanadierin sieht nach Jahrzehnt der Blindheit dank Zahnimplantat wieder
Victoria, Kanada – Nach über einem Jahrzehnt völliger Blindheit hat die 75-jährige Gail Lane einen Teil ihres Sehvermögens zurückerlangt – dank eines Zahnimplantats mit integrierter Linse, das direkt in ihr Auge eingesetzt wurde. Das medizinische Wunder wurde durch eine seltene Operation namens Osteo-Odonto-Keratoprothese (OOKP) ermöglicht, ein Verfahren, das weltweit nur wenige Male pro Jahr durchgeführt wird.
Vom Leben in Dunkelheit zur neuen Hoffnung
Gail Lane verlor ihr Augenlicht aufgrund einer Autoimmunerkrankung, die über Jahre ihre Hornhaut zerstörte. Der Verlust ihrer Sehkraft bedeutete, dass sie nicht mehr die Gesichter ihrer Familie oder ihrer Tiere erkennen konnte – ein tiefer Einschnitt in ihr Leben.
Trotz dieser schweren Einschränkung gestaltete Gail ihr Leben selbstbestimmt: Mit Hilfe von Screenreadern am Computer, dem Blindenstock zur Orientierung und ihrem Engagement in einer Organisation für Sehbehinderte. Dort lernte sie auch ihren Lebensgefährten Phil kennen – ebenfalls blind.
Ein revolutionärer Eingriff
Die Wende kam vor drei Jahren: Ihr Augenarzt schlug sie für die OOKP-Methode vor. Dabei wird:
- ein eigener Zahn des Patienten entnommen,
- mit Kunststoff und einer maßgeschneiderten Linse kombiniert,
- dieses Konstrukt zunächst in der Wange eingelagert,
- und in einer späteren Operation ins Auge transplantiert.
Die biologische Struktur des Zahns wird vom Körper nicht abgestoßen und bietet so eine stabile Grundlage für die künstliche Linse, die die zerstörte Hornhaut ersetzt.
Dr. Greg Moloney, leitender Augenarzt am Mount Saint Joseph Hospital in Vancouver, erklärt: „Diese Operation ist höchst komplex und wird nur dann durchgeführt, wenn alle anderen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft sind.“
Ein neuer Blick auf die Welt
Sechs Monate nach dem Eingriff ist das Ergebnis beeindruckend: Gail kann wieder Umrisse und Gesichter erkennen. „Das erste Mal wieder jemanden ansehen zu können – das ist ein Wunder“, sagt sie. Jetzt arbeitet sie auf ihr nächstes Ziel hin: Einen Spaziergang ohne Begleitung.
Ein Hoffnungsschimmer für viele
Auch wenn dieses Verfahren kein vollständiges Sehvermögen zurückgibt, bietet es Betroffenen mit irreversiblen Hornhautschäden neue Perspektiven. Die Kombination aus Biomaterial und moderner Technik ist oft die letzte Chance für Patienten wie Gail Lane – und in ihrem Fall eine, die sich gelohnt hat.
Ihr Fall zeigt eindrucksvoll, wie weit die moderne Augenchirurgie fortgeschritten ist – und dass Hoffnung auch in schier aussichtslosen Situationen gerechtfertigt sein kann.