KI-Unternehmen Perplexity will Chrome für 34,5 Milliarden übernehmen – Google schweigt
Angebot inmitten juristischer Turbulenzen
Am 12. August 2025 hat Perplexity AI ein überraschendes Übernahmeangebot in Höhe von 34,5 Milliarden US-Dollar für den Webbrowser Chrome bei Googles Mutterkonzern Alphabet eingereicht. Dies geschieht parallel zu einem laufenden US-Kartellverfahren gegen Google. In einem vorliegenden Gerichtsentwurf wird eine mögliche Abspaltung von Chrome diskutiert – eine Gelegenheit, die Perplexity nun für sich nutzen möchte.
Wer ist Perplexity – und warum ist es relevant?
Gegründet im Jahr 2022 vom ehemaligen Google-Mitarbeiter Aravind Srinivas, setzt Perplexity auf eine neue Form der Internetsuche: strukturierte Antworten statt klassischer Linklisten – unterstützt von künstlicher Intelligenz. Seit Juli 2025 entwickelt das Unternehmen den Browser „Comet“, basierend auf Chromium, der gleichen Open-Source-Technologie wie Chrome.
Obwohl aktuell auf 18 Milliarden US-Dollar bewertet, plant Perplexity eine vollständige Barzahlung des Deals – finanziert durch bislang ungenannte Investoren. Diese ungewöhnliche Vorgehensweise sorgt für Spekulationen in der Branche.
Google antwortet nicht – noch nicht
Eine offizielle Reaktion von Google blieb bisher aus. Doch der Tech-Gigant hat in der Vergangenheit betont, eine Trennung von Chrome mit allen juristischen Mitteln verhindern zu wollen. Kent Walker, Chief Legal Officer bei Google, kritisierte das Gerichtsurteil scharf als Teil einer „radikal interventionistischen Agenda“ der Regierung und kündigte Berufung an.
Trotzdem wirft das Angebot neues Licht auf Googles dominante Marktstellung im Web. Chrome ist nicht nur ein Browser, sondern zentral für Googles Werbeerlöse, Nutzerdatengewinnung und KI-Anwendungen.
Was verspricht Perplexity im Falle einer Übernahme?
Im Falle eines erfolgreichen Abschlusses hat Perplexity konkrete Maßnahmen angekündigt:
- Drei Milliarden US-Dollar sollen in Entwicklung und Verbesserung von Chrome und Chromium fliessen.
- Der Open-Source-Code von Chromium bleibt vollständig öffentlich zugänglich.
- Google bleibt zunächst voreingestellte Suchmaschine, mit voller Wahlfreiheit für die Nutzer.
- Alle aktuellen Chrome-Entwicklerinnen und -Entwickler erhalten Jobangebote bei Perplexity.
- Bestehende Chrome-Versionen sollen bis zu 100 Monate weiter unterstützt werden.
Diese Zusagen sollen sowohl möglichen Widerstand von Regulierungsbehörden als auch Unsicherheiten unter Nutzern und Entwicklerinnen mildern.
Fachleute sind skeptisch – aus gutem Grund
Branchenkenner bezweifeln, dass Google Chrome freiwillig veräussern wird. Zu wichtig ist der Browser als Anker für Googles digitales Ökosystem. Auch Perplexitys CEO Srinivas räumte ein, dass eine saubere Herauslösung von Chrome aus Googles Systemstruktur „extrem komplex“ sei und womöglich mit spürbaren Qualitätseinbussen verbunden wäre.
Dennoch interessieren sich auch andere Tech-Unternehmen wie OpenAI und Yahoo für Chrome – sollte es zur forcierter Zerschlagung kommen. Ein Bieterwettstreit scheint nicht ausgeschlossen.
Was bedeutet ein möglicher Verkauf für die Nutzer?
Ein Verkauf von Chrome könnte die Erfahrung von über einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzern weltweit beeinflussen. Funktionen wie Passwortmanager, Geräte-Synchronisation und personalisierte Einstellungen könnten betroffen sein – doch Fachleute halten technische Übergänge für machbar.
Wesentlich wäre jedoch, dass Chromium offen und frei zugänglich bleibt – nur dann können Browser-Alternativen wie Brave, Opera oder Edge weiterhin stabil und unabhängig weiterentwickelt werden.
Ein Wendepunkt im globalen Tech-Machtgefüge
Perplexitys Angebot zeigt nicht nur wirtschaftlichen Ehrgeiz, sondern verkörpert ein mögliches neues Gleichgewicht der digitalen Mächte. Ein junges KI-Start-up fordert offen einen der mächtigsten Technologiekonzerne der Welt heraus – ein Signal für wandlungsbereite Märkte.
Auch wenn ein erfolgreicher Abschluss derzeit unwahrscheinlich erscheint, so hat Perplexitys Vorstoss bereits eine neue Debatte über Marktkontrolle, Innovation und technologische Vielfalt ausgelöst. Ob Googles Schweigen strategisch oder ablehnend ist – die nächsten Wochen könnten wegweisend für die Zukunft des Internets sein.