Plastikgipfel in Genf gescheitert: Keine Einigung wegen geopolitischer Interessenkonflikte

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Plastikgipfel in Genf gescheitert: Keine Einigung wegen geopolitischer Interessenkonflikte

Die internationale UN-Konferenz zur Bekämpfung der weltweiten Plastikverschmutzung ist in Genf ergebnislos zu Ende gegangen. Trotz tagelanger Verhandlungen konnten sich die 184 teilnehmenden Staaten nicht auf ein verbindliches globales Abkommen zur Reduktion von Plastikmüll einigen. Tiefe geopolitische Interessenkonflikte blockierten eine gemeinsame Lösung, insbesondere durch Länder mit einer starken petrochemischen Industrie wie Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuweit und Russland.

Wachsende Plastikproduktion trotz Umweltgefahren

Die Faktenlage verdeutlicht, warum dringender Handlungsbedarf besteht:

  • Über 400 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich weltweit produziert.
  • OECD-Prognosen zufolge könnte dieser Wert bis 2060 auf 1,23 Milliarden Tonnen steigen.
  • Nur etwa zehn Prozent des globalen Plastikmülls werden recycelt.
  • Besonders alarmierend ist die zunehmende Verschmutzung der Weltmeere – bis zu zwei Millionen Tonnen Plastik landen jährlich in den Ozeanen.

Hinzu kommen die ökonomischen und gesundheitlichen Folgen: Laut dem Fachjournal The Lancet kostet die weltweite Belastung durch Plastik jedes Jahr rund 1,5 Billionen US-Dollar – ein enormer wirtschaftlicher Schaden.

Geopolitik bedroht Einigung: Staaten uneinig in Zielen

Der Graben zwischen den Staaten vertiefte sich während der Verhandlungen. Länder mit großen Erdölreserven stemmen sich vehement gegen verbindliche Einschränkungen beim Plastikverbrauch – nicht zuletzt, weil Kunststoffe hauptsächlich aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden.

Der Druck durch Lobbygruppen verschärfte die Situation: Laut Analysen waren in Genf 234 Industrievertreter akkreditiert – mehr als doppelt so viele wie Delegierte aus den am stärksten betroffenen Entwicklungsländern.

Ambitionierte Worte, zurückhaltende Taten: Kritik an der Schweiz

Obwohl die Schweiz Teil der High Ambition Coalition ist, einer Allianz für ambitionierte Umweltpolitik, wird sie für ihre zögerliche Umsetzung kritisiert. Fabienne McLellan von der NGO Oceancare betonte, dass die Plastikindustrie zum Überlebensgarant der Öl- und Gasbranche geworden sei, da sie stabile Absatzmärkte bietet.

Auch aus der Industrie selbst kamen differenzierte Stimmen. Patrick Semadeni vom Verband Kunststoff.swiss forderte mehr Verantwortung von allen Beteiligten – Politik, Industrie und Konsumenten. Gleichzeitig gab er zu, dass rohstoffreiche Länder ambitionierte Klimaziele aktiv behindern.

Wie geht es weiter?

Die Zukunft eines nachhaltigen globalen Plastikabkommens bleibt ungewiss. Die vorläufigen Verhandlungsentwürfe liegen derzeit auf Eis. Eine nächste Runde ist für November in Südkorea angesetzt – ob ein Durchbruch gelingt, ist jedoch fraglich.

Das Scheitern in Genf ist mehr als ein diplomatischer Misserfolg – es ist ein Warnruf. Ohne verbindliche globale Zusammenarbeit wird die Plastikmüllkrise weiter eskalieren und langfristige Schäden für Umwelt, Gesundheit und Klima verursachen.

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