Depotabzuege an Berufsschule in Sursee sorgen für Kontroversen
In Sursee, im Kanton Luzern, sorgt ein Disziplinarsystem an der Berufsschule für Verkehrswegbauer in Oberkirch für Diskussionen. Die Lernenden müssen zu Beginn ihrer Ausbildung ein Depot von 100 Franken hinterlegen. Bei Regelverstoessen wie Zuspaetkommen oder dem Vergessen der Ausrüstung werden jeweils 20 Franken abgezogen.
Die Schulleitung rechtfertigt das System als Massnahme zur Deckung möglicher Kosten durch Sachschäden, verlorenes Material oder für den Aufwand bei administrativen Sanktionen. Am Ende der Ausbildung erhalten die Lernenden das verbleibende Guthaben zurück – im besten Fall sogar mit einem Bonus von 20 Franken, sofern keinerlei Regelverstösse erfolgt sind.
„Ich hätte das gerne vorher gewusst“
Unmut kommt vor allem von Lernenden, die sich unzureichend informiert fühlen. In sozialen Medien schildern Schüler ihre Erfahrungen. Ein Lernender berichtet etwa in einem viralen Video: „Jedes Mal, wenn ich etwas vergesse oder zu spät komme, werden mir 20 Franken abgezogen.“
Der Schulleiter Florian Tschuemperlin stellt klar, dass das Depot in der Schulordnung verankert sei, welcher die Lernenden oder deren Eltern zustimmen. Zudem müssen aufgebrauchte Depots wieder aufgefüllt werden. Das eingezogene Geld werde vor allem für Projekte und Angebote für die Schüler verwendet.
Unterschiede zwischen den Kantonen
Die Praxis ist jedoch kein landesweiter Standard. David Tassi von ICT-Berufsbildung Zentralschweiz erklärt: „Im Kanton Luzern ist ein solches Depotmodell nicht üblich.“ In anderen Kantonen wie Aargau oder Solothurn hingegen sind solche Systeme legal und etablierter Bestandteil der Berufsschul-Praxis.
- In Aarau wird das Depot eher locker gehandhabt.
- Das Geld wird dort für kulturelle Aktivitäten oder Schulreisen eingesetzt.
- Statt zu zahlen, können Lernende auch gemeinnützige Arbeit leisten.
Die Verantwortlichen sehen in solchen Massnahmen eine Möglichkeit zur Förderung von Disziplin und Eigenverantwortung – verbunden mit sozialer Rücksichtnahme.
Legitimes Instrument oder rechtlicher Graubereich?
Auf sozialen Plattformen ist die Meinung gespalten. Einige kritisieren die rechtliche Grundlage solcher Abzugssysteme, andere halten sie für sinnvoll – sofern transparent kommuniziert und vertraglich abgesichert.
Bis zu einer juristischen Klärung bewegt sich das Modell in einem Grenzbereich zwischen Disziplinierung, Chancengleichheit und Rechtssicherheit. Klar ist: Es besteht weiterhin Verbesserungspotenzial bei der Fairness und Kommunikation im Berufsbildungssystem.