Wie Hitze unsere Verdauung aus dem Gleichgewicht bringt
Hitzewellen setzen nicht nur unserem Kreislauf zu, sondern bringen auch unseren Verdauungstrakt aus dem Takt. Viele klagen über Übelkeit, Blaehungen, Verstopfung oder Durchfall – auch Menschen mit sonst stabiler Verdauung.
Eine Zürcher Studie zeigt: Mit jedem zusätzlichen Hitzetag steigt die Wahrscheinlichkeit für Magen-Darm-Infekte um 4,7 Prozent. Besonders betroffen sind Menschen mit Morbus Crohn – hier erhöht sich das Rückfallrisiko um 4,6 Prozent.
Wenn der Körper in den Kühlmodus schaltet
Unser Körper schaltet bei grosser Hitze in einen thermoregulatorischen Modus: Blut wird von den inneren Organen zur Haut umgeleitet, um durch Schwitzen die Körpertemperatur zu regulieren. Doch diese Umleitung führt zu einer verminderten Durchblutung der Verdauungsorgane – was die Darmbewegung (Peristaltik) behindert und die Produktion von Enzymen und Magensaft verringert.
Die Folge:
- Ein träger Bauch
- Unangenehme Blaehungen
- Krämpfe
- Völlegefühl
Weniger trinken, mehr Probleme
Ein typischer Sommerfehler: zu wenig trinken. Schwitzen bedeutet Flüssigkeitsverlust – wer diesen nicht mit Wasser oder ungesüsstem Tee ausgleicht, riskiert Verstopfung. Der Darm funktioniert nur mit ausreichender Flüssigkeit reibungslos. Manchmal tritt auch das Gegenteil ein: Durchfall, hervorgerufen durch den empfindlichen Stoffwechsel unter Hitzestress.
Bakterien vermehren sich rasant
Krankheitserreger wie Salmonellen und Campylobacter fühlen sich bei Temperaturen um 37 Grad besonders wohl. Die Gefahr von Lebensmittelinfektionen steigt merklich.
Gerhard Rogler, Direktor der Klinik für Gastroenterologie in Zürich, rät:
- Geflügel immer gut durchgaren
- Sushi, Meeresfrüchte und frische Salate gut kühlen und sofort verzehren
Riskante Getränke
Auch was wir trinken, macht einen Unterschied. Gemeinsam genutzte Wasserflaschen können leicht Keime übertragen – vor allem durch Mundkontakt.
Trinkflaschen aus Glas oder Edelstahl entwickeln zudem bei schlechter Reinigung schnell Bakterienbeläge. Dabei hilft:
- Tägliche, möglichst heisse Reinigung
Verändertes Essverhalten im Sommer
Im Sommer essen viele lieber kalt: Salate, Snacks, eiskalte Getränke. Doch das kann die Verdauung beeinträchtigen. Kalte Speisen verlangsamen die Verdauung, eiskalte Getränke lösen mitunter krampfartige Reaktionen aus.
Sogar das Grillfest kann gefährlich werden – Bakterien gedeihen in der sommerlichen Kombination aus Wärme und Feuchtigkeit.
Regel Nr. 1: Hygieneregeln auch im Sommer beachten!
Tipps für einen gesunden Sommer-Darm
- Ausreichend trinken: Wasser oder ungesüsster Tee
- Lebensmittel immer gut kühlen & schnell verzehren
- Kein rohes Fleisch oder Fisch ohne Kühlung lagern
- Speisen gründlich durchgaren – besonders Geflügel
- Händehygiene vor und beim Essen beachten
- Trinkflaschen täglich reinigen
Der Sommer bringt Licht und Lebensfreude – doch auch eine Herausforderung für unseren Bauch. Wer auf die Warnsignale achtet und ein paar einfache Regeln einhält, kann Verdauungsbeschwerden erfolgreich vermeiden und die warme Jahreszeit unbeschwert geniessen.