Geheimnis unter Neapel: Forscher entdecken verborgene Struktur im Supervulkan

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Geheimnis unter Neapel: Verborgene Struktur im Supervulkan entdeckt

Neapel – Eine faszinierende Entdeckung unter dem Supervulkan Campi Flegrei südlich von Neapel sorgt aktuell für weltweites wissenschaftliches Interesse – und zugleich für ein erleichtertes Aufatmen: Derzeit bestehen keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch.

Ein multidisziplinäres Forschungsteam entdeckte in rund 3,5 Kilometern Tiefe unter den Phlegräischen Feldern bei Neapel eine bislang unbekannte geologische Struktur. Diese auffällige Formation erscheint wie ein Riss, ist etwa 1000 Meter lang, 650 Meter breit und nur rund 35 Zentimeter hoch – mit einem geschätzten Volumen von 220’000 Kubikmetern. Ihre Lage und Beschaffenheit deuten darauf hin, dass sie essenziell für das Zusammenspiel zwischen dem Magmareservoir und der Erdoberfläche sein könnte.

Ein verborgener Kanal für magmatische Fluide?

Diese neu entdeckte Rissstruktur liegt direkt unter dem Solfatara-Krater bei Pozzuoli, einem bekannten Gebiet mit vulkanischen Fumarolen. Laut dem Forschungsteam aus Rom, Pisa und Potsdam könnte der Hohlraum einen Durchgang für Gase und hydrothermale Fluide darstellen. Möglicherweise stellt er eine Art inneren Schornstein dar, der tief liegende Magma- und Gasreservoire mit der Oberfläche verbindet.

Ob dieser Kanal derzeit mit Hochdruckgasen oder flüssigem Magma gefüllt ist, ist noch unklar – entsprechende Untersuchungen laufen. Bereits jetzt liefert die Entdeckung jedoch neue Perspektiven für die Vulkanüberwachung der Region.

Ein stabiles vulkanisches Echo im Erdinneren

Die Grundlage der Entdeckung bilden seismische Signale – sogenannte Very Long Period (VLP)-Signale – die seit 2018 kontinuierlich unter den Campi Flegrei gemessen werden. Diese entstehen, wenn gasgefüllte Hohlräume in Schwingung versetzt werden und ein stabiles seismisches Echo erzeugen.

Laut Studienleiter Giacomo Rapagnani weist das System eine konstante Frequenz von 0,114 Hertz auf. Dies spricht für eine außergewöhnliche Stabilität der internen vulkanischen Struktur. Der Forscher Simone Cesca vom GFZ in Potsdam fügt hinzu:

„Die Unveränderlichkeit der Frequenz über Jahre ist ein starkes Signal für die Stabilität im Innern des Vulkans. Eine unmittelbare Eruptionsgefahr ist derzeit nicht erkennbar.“

Campi Flegrei: Ein erwachender Riese?

Trotz der Entwarnungen bleibt der Supervulkan hochgefährlich. In der Vergangenheit kam es zu zwei gewaltigen Ausbrüchen – vor etwa 39’000 und 29’000 Jahren – die nicht nur Italien, sondern klimatisch auch Europa beeinflussten. Der letzte dokumentierte Ausbruch 1538 war kleiner, löste aber seismische Unruhe aus.

Seit 2005 beobachteten Forschende eine anhaltende Bodenhebung um etwa 1,4 Meter sowie eine Zunahme mikro-seismischer Aktivität – beide gelten als Anzeichen fortlaufender geologischer Prozesse unter der Erdkruste.

Dank moderner seismischer Technologie ist Campi Flegrei heute eines der am besten überwachten Vulkangebiete der Welt. Die jüngsten Erkenntnisse aus der Studie, veröffentlicht in „Nature Communications Earth and Environment“, erweitern das Verständnis für die innere Dynamik dieses Supervulkans und könnten der Risikobewertung künftig neue Impulse geben.

Fazit: Von Neugier bis Fachwissen

  • Für Einsteiger: Die Entdeckung zeigt, wie lebendig und komplex unsere Erde unter der Oberfläche ist. Es ist wichtig, diese Prozesse zu beobachten und zu verstehen.
  • Für Experten: Die konstanten VLP-Signale der „Rissstruktur“ könnten in Zukunft als verlässliche Parameter für das Monitoring ruhender Vulkane dienen – ein wertvolles Werkzeug zur Risikobewertung.

Wer sich mit Geowissenschaften, vulkanischer Sicherheit oder dem urbanen Raum rund um Neapel beschäftigt, findet in dieser Forschung eine wichtige Grundlage zur Interpretation vulkanischer Systeme. Doch trotz aller Ruhe gilt: Wachsamkeit bleibt unerlässlich.

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