Triathletin Josephine kämpft trotz Prothesenhürden für sportliche Chancengleichheit

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Triathletin Josephine kämpft trotz Prothesenhürden für sportliche Gerechtigkeit

Josephine, eine 23-jährige Triathletin aus Appenzell, verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Die Teilnahme am Ironman 70.3 im Jahr 2026. Was sie dabei besonders macht: Sie trainiert mit einer Beinprothese und setzt sich gleichzeitig für Chancengleichheit im Sport ein.

Durch eine aggressive Knochenentzündung verlor Josephine ihren rechten Unterschenkel. Trotz dieser Herausforderung bestreitet sie das intensive Triathlontraining mit einer Alltagsprothese. Diese ist zwar beim Schwimmen und Radfahren eingeschränkt nutzbar, verursacht aber beim Laufen starke Schmerzen. Sie beschreibt es eindrücklich: „Es fühlt sich an, als würde man mit den Knien über scharfen Kies laufen.“ Medizinerinnen und Mediziner warnen bereits vor langfristigen Schäden an ihren Gelenken und der Wirbelsäule.

Dennoch bleibt Josephine unbeirrt. Für sie geht es nicht nur um den eigenen sportlichen Erfolg, sondern um etwas Grundsätzliches: Gleichberechtigten Zugang zum Sport. Sie lehnt die Einteilung in Sonderkategorien ab und sagt bestimmt: „Ich bin Athletin – nicht Para-Athletin.“

Ihr Wunsch nach einer auf den Sport ausgerichteten Spezialprothese wird jedoch durch zahlreiche Hürden behindert. Weder die Invalidenversicherung noch gemeinnützige Einrichtungen wie Pro Infirmis wollen sich an den Kosten beteiligen. Die Begründung: Die Prothese falle unter „Hobby“ und sei somit nur in Fällen von Profisport oder existenzieller Notlage förderfähig.

Der Kampf gegen ein ungleiches System

„Man sagte mir, ich sei zu finanziell stabil, um Anspruch zu haben“, berichtet sie. Für Josephine ist diese Argumentation inakzeptabel. Ihrer Meinung nach dürfen Menschen mit körperlicher Einschränkung nicht für ihre Selbstständigkeit bestraft werden. Sport sollte für alle zugänglich sein – unabhängig vom Einkommen.

Sie ist nicht allein mit ihrem Anliegen. Weitere Fälle, wie jener eines Jungen, dem ein spezieller Rollstuhl fürs Unihockey verweigert wurde, zeigen eine gravierende Lücke in der sportlichen Inklusion auf.

Ein Aufruf zur Veränderung

Josephine verlangt konkrete Veränderungen:

  • Finanzielle Unterstützung für sportliches Equipment unabhängig vom Status als Profi
  • Rechtliche Anpassungen, um individuelle Bedürfnisse besser zu berücksichtigen
  • Eine offene gesellschaftliche Haltung gegenüber ambitionierten Athletinnen und Athleten mit Behinderung

Ihre sportlichen Ziele sind hochgesteckt: Sie möchte an nationalen Wettkämpfen, bei der EM, WM und auf der Tour de Suisse antreten. Eine maßgeschneiderte Sportprothese ist dafür kein Luxus – sondern ein notwendiges Werkzeug.

„Es geht nicht nur um mich“, sagt sie abschliessend. „Es geht um viele Menschen, deren Geschichten nicht gehört werden. Ich will das ändern.“

Mit ihrer Entschlossenheit und ihrem unermüdlichen Einsatz lebt Josephine bereits heute das, was sie fordert: eine inklusive und gerechte Zukunft im Sport.

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