Warum das Wildheuen auf dem Stoos trotz hoher Kosten weiter betrieben wird
Auf rund 1900 Metern über Meer halten Bauern auf dem Stoos unbeirrt an einer alten Tradition fest: dem Wildheuen. Trotz des hohen Aufwands und der damit verbundenen Kosten wird diese arbeitsintensive Form der Bewirtschaftung weiterhin betrieben – und zwar nicht aus wirtschaftlichem Interesse, sondern im Namen von Biodiversität, Naturschutz und kulturellem Erbe.
Tradition in steilem Gelände
Zweimal jährlich wird das steile Gelände entweder von Hand oder mit einer speziell eingeflogenen Mähmaschine gemäht. Diese Maschinen erreichen die unwegsamen Hänge nur per Helikopter – zu einem Preis von 150 bis 400 Franken pro Flug. Pro bearbeitetem Hektar sind zwischen drei und zehn Arbeitsstunden notwendig, viele Flächen können gar nur manuell bearbeitet werden.
Viralvideo weckt internationales Interesse
Ein Video einer US-amerikanischen Influencerin, die einen Bauern beim Mähen eines extrem steilen Hangs filmte, sorgt derzeit auf Social Media für viel Aufmerksamkeit. Verwundert fragt sie: „Warum macht er das?“ – eine Frage, die viele Menschen sich stellen.
Mehr als nur Heuern: Schutz vor Naturgefahren
Mario Bürgler vom Landwirtschaftsamt des Kantons Schwyz erklärt den wahren Wert der Arbeit:
- Erhalt der Kulturlandschaft
- Vermeidung von Lawinen durch Entfernung rutschiger Grasdecken
- Verhinderung von Erosion und Steinschlag
- Stabilisierung des Bodens durch intakte Grasnarbe
Wildheuwiesen als Refugien der Artenvielfalt
Auch aus ökologischer Sicht ist das Wildheuen von grossem Wert. Die abgelegenen Wiesen bieten Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten, die in anderen Regionen bereits verschwunden sind. Damit tragen sie wesentlich zur Erhaltung der einheimischen Biodiversität bei.
Staatliche Unterstützung für traditionelle Landwirtschaft
Trotz der geringen finanziellen Erträge erhalten Bergbauern Unterstützung:
- 1700 Franken pro Hektar gepflegte Fläche werden als Direktzahlung vom Staat gewährt.
- Diese Fördergelder dienen bewusst der Erhaltung dieser nachhaltigen und landschaftsprägenden Bewirtschaftung.
Kulturelles Erbe der Alpen bewahren
Das Wildheuen bewahrt nicht nur einzigartige Naturräume, sondern auch jahrhundertealtes Wissen über nachhaltige Alpwirtschaft. Es trägt zur regionalen Identität bei und vermittelt ein modernes Verständnis für Umweltverantwortung.
Das nun viral gegangene Video zeigt eindrücklich, wie faszinierend und doch oft unterschätzt diese herausfordernde Arbeit in den Schweizer Alpen ist. Es verdeutlicht, wie unersetzlich der Einsatz der Bergbauern für Umweltschutz, Sicherheit und Kulturpflege ist – eine Tradition, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet.