Studie warnt: CT-Untersuchungen vor der Schwangerschaft könnten Risiko erhöhen
Eine aktuelle kanadische Studie sorgt für Aufsehen in der medizinischen Fachwelt: Computertomografie-Untersuchungen (CT) kurz vor einer Schwangerschaft könnten mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten, Eileiterschwangerschaften und angeborene Fehlbildungen verbunden sein. Besonders kritisch sind CTs im Bauch-, Becken- oder Lendenwirbelbereich – also genau dort, wo empfindliche Fortpflanzungsorgane liegen.
Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“. Forschende um Camille Simard vom Jewish General Hospital in Montreal analysierten anonymisierte Daten von mehr als fünf Millionen Schwangerschaften. Sie untersuchten, ob Frauen innerhalb von vier Wochen vor einer Schwangerschaft einem CT unterzogen worden waren – und ob diese Untersuchungen mit Komplikationen korrelierten.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse:
- Frauen mit CTs kurz vor der Empfängnis hatten häufiger Eileiterschwangerschaften.
- Das Risiko für Fehlgeburten und Totgeburten war signifikant erhöht.
- Auch angeborene Fehlbildungen wurden vermehrt bei CTs im Becken- oder Bauchbereich festgestellt.
Obwohl diese Hinweise ernst genommen werden sollten, rufen Fachleute zugleich zur differenzierten Betrachtung auf.
„Ein eindeutiger kausaler Zusammenhang lässt sich aus dieser Beobachtungsstudie nicht mit Sicherheit ableiten“, erklärt Daniel Wollschlaeger vom Institut für Medizinische Biometrie an der Universität Mainz. Als Kritikpunkte werden unter anderem die fehlende Erfassung der genauen Strahlendosis und die unbekannten medizinischen Gründe für die CT-Untersuchungen genannt.
Ein weiteres Problem ist die zeitliche Spannweite der analysierten Daten: Sie stammen aus einem Zeitraum von mehr als 30 Jahren, in dem die CT-Technologie massive Weiterentwicklungen durchlaufen hat – insbesondere mit deutlich reduzierter Strahlenbelastung heute im Vergleich zu früher.
Peter Scholz-Kreisel vom Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass mehrfache CTs bei jungen Frauen unüblich sind und auf chronische Vorerkrankungen hinweisen könnten, die ihrerseits das Fehlgeburtsrisiko erhöhen – ein möglicher Hinweis auf eine Scheinkorrelation.
Trotz dieser Einschränkungen empfehlen Fachleute, CT-Untersuchungen bei Frauen im gebärfähigen Alter besonders sorgfältig zu prüfen.
„Wir empfehlen, CTs nur dann durchzuführen, wenn sie wirklich unverzichtbar sind – insbesondere bei Frauen, die eine Schwangerschaft planen“, sagt Radiologe Ilias Tsiflikas vom Universitätsklinikum Tübingen.
Die CT gilt weiterhin als eine der effizientesten bildgebenden Verfahren, insbesondere bei der Krebsdiagnostik oder zur Beurteilung innerer Verletzungen. Allerdings ist die Strahlenbelastung im Vergleich zu anderen Methoden wie Ultraschall oder MRT deutlich höher.
Ob CT-Strahlen tatsächlich die genetische Integrität von Eizellen beeinträchtigen, gilt bislang als nicht gesichert. Fachleute fordern daher weitere Studien mit exakter Dosiserfassung und unter Anwendung moderner Technologien.
Empfehlungen für Frauen mit Kinderwunsch:
- CT-Untersuchungen nur bei medizinischer Notwendigkeit
- Einsatz alternativer Verfahren wie Ultraschall oder MRT prüfen
- Vor der CT eine sorgfältige ärztliche Aufklärung einfordern
Fazit: Die Studie liefert wichtige Impulse für die Praxis, obwohl sie keine abschliessenden Beweise bietet. Ärztinnen und Ärzte sollten gemeinsam mit Patientinnen gut abwägen, ob eine CT unmittelbar vor einer beabsichtigten Schwangerschaft wirklich notwendig ist.