Basler Polizistin sorgt mit Kosovo-Gesang für Diskussion über Neutralität
Ein viral gegangenes TikTok-Video bringt die Kantonspolizei Basel-Stadt in den Fokus einer öffentlichen Debatte. Darin ist eine Polizistin während eines Fussballevents zu sehen, wie sie offenbar die Lippen zu einem kosovarischen Fangesang bewegt – und das in Dienstuniform. Besonders brisant: Der Song handelt von Adem Jashari, einer umstrittenen Figur in der Geschichte des Kosovos. Dies sorgt vor allem in der serbischen Community für Entsetzen und ruft Fragen zur staatlichen Neutralität auf.
Der Vorfall beim Fussballspiel
Die Szene ereignete sich am Rande des WM-Qualifikationsspiels zwischen der Schweiz und dem Kosovo in Basel. Die Polizistin war als Teil des Dialogteams im Einsatz und stand in unmittelbarer Nähe zum albanischsprachigen Fanblock. Dabei wurde sie gefilmt, wie sie scheinbar textsicher zu einem Song über Jashari lipsyncte.
Das Video ging rasant viral und wurde auf TikTok bereits rund 500’000 Mal angesehen. Unter dem Clip steht die Bildunterschrift: „Herzergreifender Moment: Eine albanische Polizistin in der Schweiz singt mit kosovarischen Fans über Adem Jashari.“
Gesellschaftlich gespaltene Reaktionen
Die Reaktionen auf das Video sind deutlich gespalten:
- Die albanischstämmige Community in der Schweiz sieht darin ein sympathisches Zeichen der Nähe zur Bevölkerung und kultureller Offenheit.
- Vertreter der serbischen Diaspora kritisieren hingegen das Mitsingen als Verstoß gegen die gebotene Neutralität im öffentlichen Dienst.
Ein Mann serbischer Herkunft sagte gegenüber den Medien: „Gerade in Uniform sollte eine Polizistin politisch sensible Themen meiden.“
Wer war Adem Jashari?
Adem Jashari (1955–1998) war Mitbegründer und Kommandant der UÇK – einer Organisation, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte. In vielen albanisch geprägten Gemeinschaften gilt er als Märtyrer und Freiheitskämpfer. In Serbien wird er jedoch als Terrorist betrachtet. Sein Tod bei einer Operation der serbischen Armee, bei der auch Angehörige seiner Familie ums Leben kamen, machte ihn zur Symbolfigur für viele Kosovo-Albaner.
Polizei prüft disziplinarische Konsequenzen
Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat angekündigt, den Vorfall intern zu untersuchen. Ein Mediensprecher sagte dazu: „Wir erwarten von allen Mitarbeitenden ein neutrales Verhalten – insbesondere dann, wenn sie in Uniform auftreten.“ Ob es zu disziplinarischen Massnahmen kommt, hängt von der weiteren rechtlichen Beurteilung des Vorfalls ab.
Rückhalt aus der albanischen Community
Einige Schweizer mit albanischem Hintergrund zeigen Verständnis und unterstützten die Polizistin. Mehas aus Basel äusserte: „Wir sehen darin ein Zeichen von Authentizität und Kommunikation mit der Bevölkerung.“
Auch Lars Haefner vom Verein „Gesellschaft Schweiz–Albanien“ erklärte: „Sie hat nicht gesungen, sondern minimal mitgesprochen. Das ist kein politisches Statement.“
Kulturelle Spannungen auf dem Fussballfeld
Der Vorfall reiht sich ein in eine Geschichte kultureller Spannungen im Fussballkontext. Schon Xhaka und Shaqiri sorgten 2018 mit ihrem Doppeladler-Jubel gegen Serbien für Aufruhr. Auch ein Trikottausch zwischen Xhaka und Ardon Jashari bei der WM 2022 wurde kontrovers diskutiert.
Fazit: Der Spagat zwischen Identität und Neutralität
Der Fall lässt eine tiefere Frage erkennen: Wie viel persönliche Identität darf eine Person im öffentlichen Dienst zeigen? Ist kulturelle Zugehörigkeit vereinbar mit der Pflicht zur staatlichen Neutralität?
Diese Diskussion berührt zentrale Werte der Schweiz als multikulturelles Land. Wie das Land mit solchen Fällen umgeht, wird zeigen, wie gut es gelingt, Vielfalt, Neutralität und gesellschaftlichen Zusammenhalt miteinander zu vereinen.