Mit Mut und Wasser: Tanjas Weg zurück zur Freiheit nach dem Unfall
Tanja war erst 24 Jahre alt, als ein schwerer Unfall ihr Leben für immer veränderte. Sieben Jahre später fand sie im Wasser nicht nur Heilung, sondern auch ihre persönliche Freiheit – trotz der Diagnose Querschnittlähmung.
Am letzten Tag ihres Aushilfsjobs als Postbotin verlor sie auf einem Elektroroller das Bewusstsein und prallte gegen ein stehendes Auto. Ein epileptischer Anfall wurde als mögliche Ursache vermutet, konnte aber nie eindeutig bestätigt werden. Die Folgen waren drastisch: Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Knochenbrüche und ein schwer verletzter Nerv. Fünf Tage lag sie im künstlichen Koma. Als sie erwachte, war nichts mehr wie zuvor.
„Ich lag da, angeschlossen an Geräte, völlig hilflos. Als man mir sagte, dass ich nie wieder laufen würde – das fühlte sich an wie ein schlechter Traum“, erinnert sie sich.
Wie ein Neuanfang
Die ersten Wochen verbrachte Tanja im Universitätsspital Zürich. „Ich war wie ein Kleinkind. Ich musste alles neu lernen – vom Greifen bis zum aufrechten Sitzen“, erzählt sie. In der Rehaklinik in Nottwil wurde der Weg zurück zusätzlich durch eine hartnäckige Druckstelle erschwert – über vier Monate Bettruhe waren die Folge.
Dennoch kam Aufgeben für sie nie infrage. Der erste Ausflug im Rollstuhl wurde zum Schlüsselerlebnis – eine schmerzhafte Bestätigung ihrer Einschränkung, aber zugleich der Beginn eines Lebens mit neuen Möglichkeiten.
Tauchsport als Lebenselixier
Ein Ziel hatte Tanja nie aus den Augen verloren: das Tauchen. Bereits vor dem Unfall hatte sie erste Erfahrungen gesammelt und wollte wieder ins Wasser. Ihr Partner Marcel schenkte ihr zu Weihnachten einen Schnuppertauchgang bei der Handicapped Scuba Association (HSA).
„An diesem Tag habe ich mein altes Ich wiedergefunden“, sagt sie. Unter Wasser ist sie nicht im Rollstuhl – sie ist einfach nur Tanja: frei, schwerelos, ohne Grenzen. „Da unten existieren keine Barrieren. Es zählt nur der Moment – ich fühle mich lebendig.“
Mittlerweile ist sie zertifizierte Taucherin der Kategorie A, taucht gemeinsam mit einem Buddy und hat zudem das „Advanced Open Water Diver“-Zertifikat erworben. Ihr Traum: Tauchinstruktorin werden.
Mutmacherin für andere
„Ich will anderen zeigen, dass es immer weitergeht. Jeder hat seine Hürden, aber wenn man dranbleibt, kann man Grosses erreichen“, betont Tanja. Auch wenn sie Hilfe beim Einstieg ins Wasser benötigt – das Abtauchen gehört ganz ihr.
Auf ihrem Rücken trägt sie ein Tattoo, das die Narbe ihrer Operation überdeckt – versehen mit dem Datum ihres Unfalls. Für sie kein Mahnmal, sondern ein Symbol für Stärke und Selbstbestimmung.
Tanja zeigt eindrucksvoll, wie viel Mut, Energie und Lebensfreude nötig sind, um sich einem neuen Leben zu stellen. Für sie ist Wasser nicht nur ein Element – es ist ein Ort der Freiheit.
Ihre Geschichte macht Hoffnung und beweist, was möglich ist, wenn Leidenschaft, Unterstützung und innerer Wille zusammenkommen. Denn auch wenn der Körper Grenzen hat – die innere Freiheit ist grenzenlos. Manchmal findet man sie tief unter der Wasseroberfläche.