Eisberg A23a kurz vor dem Verschwinden: Klimaexperten schlagen Alarm
Der einst grösste Eisberg der Welt steht kurz vor seinem endgültigen Ende. Der Eisberg A23a, der ursprünglich eine Fläche von etwa 4000 Quadratkilometern hatte – das entspricht mehr als dem Vierfachen von Berlin – hat bereits mehr als die Hälfte seiner Masse verloren. Klimaexperten sind zunehmend alarmiert, da das Verschwinden dieses Eiskolosses symbolisch für die drastischen Veränderungen in den Polarregionen steht.
Laut dem British Antarctic Survey treibt der Eisberg momentan nördlich der Insel Südgeorgien. In den letzten Tagen ist der mächtige A23a in mehrere grössere Stücke zerbrochen. Andrew Meijers, leitender Ozeanograph und Eisberg-Spezialist, erklärt: „Der Zerfall geht schnell voran – wir haben bereits Bruchstücke bis A23f erfasst.“
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von den ursprünglichen 4000 Quadratkilometern sind heute nur noch etwa 1700 übrig. Damit hat A23a den Titel des grössten Eisbergs an D15A verloren, der mit rund 3000 Quadratkilometern in der Nähe einer australischen Forschungsstation im Südpolarmeer treibt.
Erwärmung der Meere beschleunigt den Zerfall
Ein Hauptgrund für den raschen Zerfall ist die steigende Umgebungstemperatur. Seit A23a Anfang 2024 das kalte Weddellmeer verlassen hat und in wärmere Gewässer driftete, wurde ein starker Schmelzprozess in Gang gesetzt. Besonders im Frühling der Südhalbkugel verstärken sich diese Prozesse. Meijers warnt: „Der Zerfall wird sich weiter beschleunigen.“
Ein Eisberg mit langer Geschichte
Die Entstehungsgeschichte von A23a reicht bis ins Jahr 1986 zurück, als er sich vom Filchner-Ronne-Schelfeis löste. Aufgrund seiner Lage auf dem Meeresboden war er viele Jahre stabil. Erst um das Jahr 2000 begann er sich allmählich zu bewegen. Daniela Jansen, Glaziologin am Alfred-Wegener-Institut, bezeichnet den Fall als „eher ungewöhnlich“. Die langen, kalten Jahre haben die Lebensdauer des Eisbergs massiv verlängert.
Ökologische Konsequenzen sind gravierend
Nun droht A23a das gleiche Schicksal wie früheren Mega-Eisbergen rund um Südgeorgien – die vollständige Auflösung. Wissenschaftler warnen vor tiefgreifenden Folgen für das Ökosystem. Geraint Tarling vom British Antarctic Survey erklärt: „Das Schmelzwasser beeinflusst Meeresströmungen, Temperaturverteilungen und die Verfügbarkeit von Nährstoffen auf dem Meeresboden.“ Dies könne langfristige Auswirkungen auf die marine Artenvielfalt haben.
Ein sichtbares Zeichen des Klimawandels
A23a ist nicht nur ein wissenschaftlich beobachtetes Naturereignis – er ist ein Symbol für den globalen Klimawandel. Das Schicksal dieses Eisriesen zeigt, wie schnell sich fragile Ökosysteme verändern können. Solche Beobachtungen helfen Forschern, Klimamodelle weiter zu verfeinern sowie präzisere Prognosen für kommende Jahrzehnte zu entwickeln.
Der drohende Verlust von A23a ist ein dringender Weckruf. Auch wenn sich das Geschehen weit entfernt von unseren Lebensräumen abspielt, betreffen uns die Folgen unmittelbar. Es ist höchste Zeit, dass die Weltgemeinschaft handelt, bevor weitere Naturgiganten – und mit ihnen wertvolle Ökosysteme – für immer verschwinden.