Alessia Bösch kämpft allein: Rückkehr in den Skirennsport ohne Team
ENGELBERG – Drei Jahre nach ihrem überraschenden Rücktritt mit nur 18 Jahren wagt Alessia Bösch ein entschlossenes Comeback im Skirennsport – ganz ohne Verband, ohne Trainerteam, nur mit ihrer Entschlossenheit im Gepäck.
Die 21-jährige Skirennfahrerin aus Engelberg galt früh als eines der vielversprechendsten Talente im Schweizer Ski-Alpin-Team. Ihre frühe Karriere war beeindruckend, doch persönliche und familiäre Gründe führten zu einem plötzlichen Rücktritt. Heute, drei Jahre später, kämpft sie um ihren erneuten Platz im Swiss-Ski-Kader – völlig unabhängig.
„Es war ein krasses Gefühl“, erzählt Bösch über ihr erstes Rennen nach der Rückkehr. „Ich hatte so viel Adrenalin im Körper, dass alles gekribbelt hat.“ Noch hat sie den Sprung ins C-Kader nicht geschafft – aber ihr Ziel ist klar: Sie will in den Weltcup zurück.
Finanzierung über Social Media & Crowdfunding
In Zeiten, in denen Athletinnen und Athleten auf professionelle Strukturen zurückgreifen können, baut Bösch ihr Projekt auf Eigenverantwortung und digitalen Kanälen auf. Ihren Weg dokumentiert sie offen auf Plattformen wie Instagram und YouTube. Trainings, Material, Reiseplanung – alles liegt in ihrer eigenen Hand.
Der finanzielle Aufwand ist enorm:
- Für eine Saison kalkuliert Alessia rund 40.000 Franken
- Ohne Unterstützung von Swiss-Ski kaum zu stemmen
- Durch gezieltes Crowdfunding kann sie ihr Comeback selbst finanzieren
Eine beeindruckende Leistung, die nicht nur von Sportfans honoriert wird. Auch Sponsoren und Unternehmen, die sich mit Mut und Eigenverantwortung identifizieren, könnten hier ein echtes Role-Model entdecken.
Neues Verhältnis zum Leistungssport
Die Auszeit hat Alessia eine andere Perspektive auf den Sport gegeben. „Früher dachte ich, nur wer mehr trainiert als die anderen, gewinnt. Jetzt weiss ich: Es zählen auch Regeneration und mentale Balance.“
Dieses neue Verständnis prägt nun auch ihre tägliche Trainingsgestaltung:
- Sie hört auf die Bedürfnisse ihres Körpers
- Nimmt sich bewusst Ruhetage
- Findet Zeit für alternative Sportarten wie Snowboarden
Oft verbringt sie diese Zeit gemeinsam mit ihrer Familie – ohne Leistungsdruck, nur im Flow.
Stark verwurzelte Sportlerfamilie
Ihr Durchhaltevermögen kommt nicht von ungefähr. Alessia stammt aus einer sportbegeisterten Familie:
- Ihr Bruder Fabian Bösch ist ein international erfolgreicher Freestyle-Athlet
- Mehrere X-Games-Medaillen und Olympia-Erfahrung
Während Fabian weltweit Titel sammelt, wählt Alessia bewusst den härteren Weg zurück – aus purer Überzeugung.
Comeback mit Stil und starker Community
Was Alessia Bösch derzeit leistet, ist mehr als nur eine sportliche Rückkehr. Es ist ein Statement für Eigenverantwortung, mentale Stärke und moderne Wege im Spitzensport. Ihre Geschichte inspiriert – insbesondere junge Athletinnen, die selbstbestimmte Wege gehen wollen.
Ob der Weg letztlich zurück ins Kader führt, ist offen. Doch klar ist: Sie kämpft – mit Intelligenz, Passion und einer wachsenden Community, die an sie glaubt.