Dokumentarfilm zeigt Rassismus und Zusammenleben an südafrikanischer Elite-Uni
Im Zentrum einer bewegenden Erzählung über Identität, Ungleichheit und Wandel steht der Dokumentarfilm „Fitting In“ der südafrikanisch-schweizerischen Regisseurin Fabienne Steiner. Der Film, der ab dem 18. September 2025 in den Schweizer Kinos zu sehen ist, wirft einen intensiven Blick auf das Leben im Eendrag-Wohnheim an der Universität Stellenbosch – einem der ältesten und elitärsten akademischen Institutionen Südafrikas mit einem historisch tief verwurzelten Zusammenhang zur Apartheid.
Steiner, die mit 13 Jahren aus Südafrika in die Schweiz auswanderte, verfolgt mit diesem Film ein sehr persönliches Anliegen. Ihre Methodik basiert auf Authentizität: Die Protagonisten des Films – junge Männer unterschiedlicher Herkunft – erzählen ihre Geschichten ohne filternde Kommentare der Regisseurin. Diese Herangehensweise verleiht dem Film emotionale Tiefe und macht ihn zugänglich sowohl für Einsteiger als auch für fachlich versierte Zuschauer.
Einblicke in eine gespaltene Gesellschaft
In teils beklemmenden Szenen zeigt „Fitting In“ das Spannungsfeld zwischen Anpassung und Selbstbehauptung. Besonders erschütternd ist ein Moment, in dem ein weisser Student auf das Eigentum seines schwarzen Mitbewohners uriniert – ein Vorfall, der sowohl juristische Konsequenzen als auch eine tiefere gesellschaftliche Symbolik mit sich bringt. Der Film macht deutlich: Rassismus ist nicht Vergangenheit, sondern Realität im akademischen Alltag.
Trotz Herausforderungen wie pandemiebedingten Produktionsstopps, knappen Ressourcen und Steiners paralleler Tätigkeit als Dozentin an der Zürcher Hochschule der Künste, entstand ein Werk von technischer Präzision und menschlicher Tiefe. Zusammen mit Co-Autor und Tonmeister Michael Bolliger schafft Steiner eine ausgewogene Verbindung aus Bildsprache, Klang und historisch-politischer Analyse.
Unfaire Chancen trotz Studium
Ein zentrales Thema des Films ist die Frage nach Chancengleichheit nach dem Universitätsabschluss. Zwar besuchen heute mehr schwarze Studierende die Universität Stellenbosch, doch beim Berufseinstieg sind weisse Absolventen vielfach im Vorteil. Gründe dafür seien unter anderem bestehende Netzwerke und wirtschaftliche Ressourcen.
Der Film bleibt dabei nicht anklagend stehen, sondern zeigt strukturelle Ungleichheiten im grösseren gesellschaftlichen Kontext. Damit öffnet „Fitting In“ konkrete Diskussionsräume – besonders für Zuschauerinnen und Zuschauer, die bislang wenig Bezug zu den postkolonialen Realitäten Südafrikas hatten.
Ein Appell für echten Dialog
„Wir müssen aus unseren gewohnten Blasen heraustreten – politische Gespräche auch mit Menschen führen, die anders denken. Nur so entsteht echter Wandel“, fordert Steiner mit Nachdruck. Ihr Appell ist zugleich die Botschaft des Films: Echte Veränderung beginnt im Dialog und in der Bereitschaft, zuzuhören.
Die Vorpremiere von „Fitting In“ findet am 16. September im kult.kino Basel statt. Im Anschluss gibt es eine offene Diskussion mit dem Filmteam. Der offizielle Kinostart erfolgt am 18. September 2025 schweizweit.
Fakten im Überblick
- Titel: Fitting In
- Regie: Fabienne Steiner
- Thema: Rassismus und Zusammenleben an der Universität Stellenbosch
- Kinostart Schweiz: 18. September 2025
- Vorpremiere: 16. September im kult.kino Basel
- Bereits gezeigt auf: Festivals in Kapstadt, Buenos Aires und Nyon
- Produktion: Jonas Schaffter
- Kamera, Regie, Ton: Fabienne Steiner
- Co-Autor & Ton: Michael Bolliger
„Fitting In“ ist ein eindringliches Stück Filmkunst, das ermutigt, herausfordert und Raum schafft für neue Perspektiven auf eine Gesellschaft im Wandel.