Liebe am Arbeitsplatz: Was Schweizer Firmen dazu sagen

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Liebe am Arbeitsplatz: Was Schweizer Firmen dazu sagen

ZÜRICH – Der Fall um den ehemaligen Nestlé-CEO Laurent Freixe hat das Thema Liebe am Arbeitsplatz neu entfacht. Nach seiner Entlassung wegen einer Liebesbeziehung mit einer direkt unterstellten Mitarbeiterin wird deutlich, dass romantische Beziehungen in Unternehmen klare Regeln und Transparenz erfordern – besonders wenn Machtverhältnisse im Spiel sind.

Nestlé setzt auf klare Richtlinien

Der Lebensmittelkonzern Nestlé handelt nach einem klaren Verhaltenskodex: Freixe wurde entlassen, weil er die Beziehung nicht gemeldet hatte. Dies galt als Verstoss gegen interne Vorgaben. Damit stellt sich die Frage: Inwiefern müssen Liebesbeziehungen im Job offengelegt werden? Und wo endet die Privatsphäre, wo beginnt die unternehmerische Verantwortung?

Experten raten zu Offenheit bei Führungskräften

Arbeitsrechtsanwalt Christian Lenz betont: „Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz sind rechtlich erlaubt, problematisch wird es bei Vorgesetzten und direkt unterstellten Mitarbeitenden.“ Auch HR-Experte Jörg Buckmann hebt hervor, dass Transparenz entscheidend ist. Frühzeitige Offenlegung schützt nicht nur das betroffene Paar, sondern auch das Arbeitsklima.

Rechtliche Grundlagen: Verbot nicht möglich

Rein rechtlich können Unternehmen Beziehungen nicht untersagen. Gefühle unter Kolleginnen und Kollegen sind keine Seltenheit – rund 21 Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden haben laut einer Studie bereits eine Beziehung am Arbeitsplatz geführt. Deshalb setzen viele Unternehmen auf verbindliche Regelwerke zur Eindämmung von Interessenskonflikten.

So handhaben Schweizer Firmen das Thema:

  • SBB: Vertraut auf Eigenverantwortung. Beziehungen müssen gemeldet werden, sobald ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht – insbesondere bei Führungskräften.
  • Swisscom: Akzeptiert private Beziehungen, sofern sie die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigen. Bei Vorgesetzten und direkt unterstellten Personen ist jedoch eine klare Trennung notwendig.
  • Schweizerische Post: Orientiert sich an einem umfassenden Verhaltenskodex. Beziehungen sind erlaubt, aber Machtverhältnisse dürfen nicht ausgenutzt werden, und Konflikte müssen transparent gemacht werden.

Zwischen Privatsache und Unternehmensverantwortung

In einer Arbeitswelt, die auf Teamgeist, Fairness und Gleichbehandlung basiert, kann eine Liebesbeziehung das Gleichgewicht im Team beeinflussen – insbesondere, wenn eine Person eine Macht- oder Bewertungsfunktion innehat. Experten empfehlen daher: Handeln statt Verstecken!

Beziehungen auf Augenhöhe – weniger Risikopotenzial

Wenn beide Partner auf der gleichen Hierarchieebene arbeiten, wird eine Beziehung meist als unproblematisch betrachtet. Dennoch ist die Trennung von Beruflichem und Privatem entscheidend. Bei Spannungen im Team kann ein Abteilungswechsel hilfreich sein. HR-Experte Buckmann sagt dazu: „Transparenz und Fingerspitzengefühl sind essenziell – Geheimhaltung erschwert vieles unnötig.“

Fazit

Liebe kennt keine Grenzen – das Berufsleben schon. Unternehmen sind gut beraten, ihren Mitarbeitenden klare Regeln und Unterstützung bei Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz zu bieten. Denn mit rechtzeitigem Handeln lassen sich viele Konflikte vermeiden. Letztlich braucht es vor allem drei Dinge: Führung, Vertrauen und Professionalität.

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