Spektakuläre Höhenarbeit: Kranführer trotzt Naturgewalten auf dem Titlis
Hoch über den Wolken, auf über 3000 Metern Höhe, trotzt Manuel Regli (31) als Kranführer auf dem Titlis den härtesten Bedingungen, die eine Baustelle in Europa bieten kann. Zwischen stürmischem Wind, Eis, Schnee und plötzlichen Gewittern arbeitet er an einem visionären Projekt, entworfen von den international renommierten Architekten Herzog & de Meuron.
Präzisionsarbeit auf 3063 Metern
Regli beginnt seinen Arbeitstag mit der Fahrt auf den Gipfel via Titlisbahn – der Zugang zu einer der anspruchsvollsten Baustellen Europas. Dort, wo die Spitze seines 45 Meter hohen Krans auf 3063 Meter über dem Meeresspiegel ragt, steuert er das Gerät überwiegend vom Boden aus. Diese Fernbedienung sorgt für Übersicht und erhöht die allgemeine Sicherheit. Doch Wartungen und Kontrollgänge, bei denen er bis zur Kranspitze klettert, gehören ebenso zu seinem Alltag.
„Das ist der speziellste Arbeitsplatz, den ich je hatte“, sagt Regli. Neben dem imposanten Panorama stellt vor allem die ständige Unberechenbarkeit des Wetters eine Herausforderung dar.
Sturm, Schnee & Blitz: Der Bauplatz im Ausnahmezustand
Am Titlis kann das Wetter in Minuten von Sonne auf Schneesturm umschlagen. Die speziell entwickelte Krananlage wurde deshalb so konzipiert, dass sie Windgeschwindigkeiten bis zu 220 km/h aushält. Trotzdem wird bei Wind ab 80 km/h der Betrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt. Das Personal ist auf solche Extrembedingungen geschult.
Martin Käslin, Baustellenleiter der ARGE Titlis 3020, betont: „Sicherheit steht an erster Stelle.“ Rund 60 Mitarbeitende sind täglich auf dem Berg im Einsatz, überwiegend in der Zone oberhalb der Baumgrenze. „Dreimal hat bereits der Blitz in den Kran eingeschlagen“, berichtet Regli – ein Risiko, das dank exzellenter Erdung und durchdachtem Sicherheitskonzept bisher ohne Zwischenfälle gemeistert wurde.
Architektur trifft auf Alpenabenteuer
Das Projekt „Titlis 3020“ vereint technische Innovation mit höchstem Designanspruch. Geplant von Herzog & de Meuron, umfasst es:
- eine neue Bahnverbindung – „Titlis Connect“
- ein vollständig neugestaltetes Hochplateau mit der Bergstation „Titlis Peak Station“
- den eindrucksvollen „Titlis Tower“
Diese Transformation erfolgt nicht nur unter technischen, sondern auch klimatischen Höchstbedingungen: Minusgrade im Hochsommer, extrem dünne Luft und ständig wechselnde Sichtverhältnisse herausfordern die Bauprofis täglich neu. Doch gerade diese Extremsituation macht das Projekt so einzigartig. Wer hier arbeitet, muss Teamgeist, technisches Know-how und Schwindelfreiheit mitbringen.
Kranarbeit am Limit
Trotz modernster Technik bleibt der Mensch entscheidend. Bei überraschendem Schneefall – auch im Juli keine Seltenheit – steht alles still, bis die Geräte vom Schnee befreit sind.
„Fast vier Stunden haben wir gebraucht, um den Kran nach einem nächtlichen Schneesturm wieder einsatzbereit zu machen“, erklärt Regli. Dennoch: Nichts bringt ihn aus der Ruhe – auch nicht die ständigen Schwankungen des Krans in schwindelerregender Höhe.
„Solange die Sicherungen greifen, hab ich kein Problem damit“, meint der erfahrene Höhenarbeiter nüchtern – ein klares Zeichen für Professionalität und Routine.
Arbeitsplatz über den Wolken
Der Titlis ist nicht nur ein beliebtes Tourismusziel, sondern auch ein Ort, an dem Zukunft gebaut wird – unter Bedingungen, die viele für unmöglich halten würden. Während Besucher gemütlich den Panoramablick geniessen, kämpfen Fachkräfte wie Manuel Regli gegen Elemente, Höhe und Zeitdruck – für ein hochalpines Bauprojekt auf Weltklasseniveau.
Diese Baustelle steht exemplarisch für:
- Schweizer Ingenieurskunst
- mutiges Design
- kompromisslose Umsetzung
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