Warnung vom Alpinisten: Gefaehrliche Modeerscheinungen beim Wandern
Der Alpenraum zieht immer mehr Menschen an – vor allem junge Wanderfreunde, die die majestätische Bergkulisse nicht nur wegen sportlicher Herausforderungen, sondern auch für perfekte Social-Media-Fotos nutzen. Doch dieser Trend birgt ernste Gefahren, wie der erfahrene Südtiroler Alpinist und pensionierte Arzt Paolo Acler warnt. Immer häufiger begeben sich Wanderer unvorbereitet in hochalpines Gelände – mit potenziell verhängnisvollen Folgen.
Unverantwortlicher Leichtsinn in grosser Höhe
In einem Leserbrief berichtet Acler von seiner jüngsten Tour am Sasso Nero (Schwarzenstein), wo er auf Wanderer stiess, die in Turnschuhen, mit glatten Kreppsohlen oder sogar in Unterwäsche über Schneefelder und Geröll liefen. Während er selbst mit Steigeisen, Seil und Eispickel ausgerüstet war, begegnete er Menschen, denen offenbar Selbstdarstellung wichtiger war als Sicherheit.
Einer der kuriosesten Momente: Ein Mann stürmte allein wegen der Geschwindigkeit auf den Gipfel, nur um einen Eintrag im Gipfelbuch zu hinterlassen. Noch schockierender war eine Szene auf etwa 2.700 Metern Höhe, wo eine junge Frau nur im BH und einem hochgerutschten Body unterwegs war. Auf seine Frage, ob es ein neuer Klettergurt sei, entgegnete sie: „Nein, so kann ich mich besser sonnen.“
Ignoranz gegenüber Risiken
Acler kritisiert die zunehmende Ignoranz gegenüber fundamentalen Sicherheitsregeln. Ungeeignetes Schuhwerk, unpassende Kleidung und fehlendes Wissen über Routenwahl gefährden nicht nur die Wanderer selbst, sondern auch andere. So schildert Acler eine Situation, in der ein Mann aggressiv wurde, weil ihm auf einem steilen, unmarkierten Pfad nicht rechtzeitig Platz gemacht wurde – ein deutliches Zeichen für Realitätsverlust im Umgang mit der Natur.
Positive Ausnahmen geben Hoffnung
Es gibt jedoch auch Hoffnungsschimmer: Acler berichtet von einer Familie mit zwei kleinen Mädchen, die vollkommen korrekt und ausgerüstet unterwegs war. Solche Beispiele zeigen, dass Verantwortung und Respekt vor der Natur weiterhin möglich sind.
Appell an Respekt und Vorbereitung
Der leidenschaftliche Alpinist betont, dass Wandern keine Modenschau sei, sondern eine Aktivität, die Respekt, Umsicht und Vorbereitung erfordere. In Zeiten von TikTok und Instagram dürften Likes oder Selfies niemals über Sicherheit stehen. „Im Hochgebirge kann Mode tödlich enden“, warnt Acler deutlich.
3 Wesentliche Empfehlungen für sicheres Wandern:
- Die richtige Ausrüstung: Robuste Wanderschuhe, wetterfeste Kleidung und Navigationstools wie Karten oder GPS sind kein Luxus, sondern Pflicht.
- Tourenplanung & Wetterkontrolle: Informationen über Geländeprofile, Höhenmeter und Wetterverhältnisse helfen, Risiken zu erkennen und zu vermeiden.
- Verantwortung für andere: Wer schlecht vorbereitet loszieht, bringt nicht nur sich, sondern auch Mitwanderer und Rettungskräfte in Gefahr.
Am Ende bleibt die klare Botschaft: Die Berge sind schön – aber nur dann zu geniessen, wenn ihnen mit Respekt begegnet wird.