Flexibler Stromtarif ab 2026: Neue Chancen für Eigentümer und Herausforderungen für Mieter

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Flexibler Stromtarif ab 2026: Neue Chancen für Eigentümer, Hürden für Mieter

Ab dem Jahr 2026 führen mehrere Schweizer Energieversorger einen dynamischen Stromtarif ein – ein innovatives Modell, das sich flexibel an Angebot und Nachfrage anpasst. Während Eigentümer erheblich profitieren können, stehen Mieter vor strukturellen Herausforderungen und bleiben häufig außen vor.

Zu den Vorreitern dieses Modells zählen die Energiewerke des Kantons Zürich (EKZ) sowie die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW). Diese Tarife orientieren sich künftig stärker an der aktuellen Energieerzeugung – etwa daran, wie viel Wind- oder Sonnenstrom gerade zur Verfügung steht – sowie an der Netzauslastung. So können tagsüber bei hoher Solarproduktion die Preise sinken, während sie abends bei starker Nachfrage steigen.

Wer kann profitieren?

Haushalte, die ihren Stromverbrauch flexibel steuern können, profitieren am stärksten. Insbesondere Eigentümer mit smarter Haustechnik haben deutliche Vorteile:

  • Elektroautos, die gezielt nachts geladen werden
  • Waschmaschinen, die zur Mittagszeit laufen
  • Wärmepumpen mit intelligentem Zeitmanagement

Auch Haushalte, die in Stromspeicher oder moderne Steuerungssysteme investiert haben, können den neuen Tarif optimal nutzen.

Mieterinnen und Mieter hingegen stehen vor erheblichen Einschränkungen: Sie haben häufig keinen Zugriff auf den gewählten Stromtarif, keine Kontrolle über installierte PV-Anlagen oder Batteriespeicher. In den meisten Fällen entscheidet der Vermieter über längerfristige Investitionen, was individuelle Optimierung nahezu unmöglich macht.

Keine Pflicht – vorerst

Die Einführung der flexiblen Stromtarife erfolgt zunächst auf freiwilliger Basis. Konventionelle Fixpreistarife bleiben weiterhin im Angebot. Grundlage für diesen Entwicklungsschritt ist das revidierte Stromversorgungsgesetz, das 2024 in Kraft trat.

Obwohl der allgemeine Strompreis für 2026 leicht sinken soll, könnte das neue Preismodell die Kostenersparnis zusätzlich verstärken – aber nur für Haushalte, die ihren Verbrauch flexibel anpassen können.

Ein Schritt Richtung Energiewende?

Dynamische Strompreise gelten seit Langem als wirksames Instrument zur Förderung der Energiewende. Sie motivieren dazu, Strom dann zu nutzen, wenn viel erneuerbare Energie erzeugt wird. Das entlastet nicht nur das Stromnetz, sondern kann auch den Bedarf an fossilen Reservekraftwerken verringern.

Allerdings funktioniert dieses System nur, wenn möglichst viele Haushalte technisch in der Lage sind, auf Preissignale zu reagieren – derzeit ist das allerdings noch keineswegs flächendeckend möglich.

Fazit

Mit den neuen flexiblen Stromtarifen wird ein modernes Strommarktkonzept auch in der Schweiz Realität. Gerade Eigentümer mit entsprechender Technik und Investitionsspielraum erhalten die Möglichkeit, ihre Stromkosten aktiv zu senken und gleichzeitig zur Stabilität des Stromnetzes beizutragen.

Für viele Mieter entstehen jedoch zunächst vor allem Nachteile. Um diese gleichwertig einzubinden, braucht es politische Rahmenbedingungen – wie etwa eine Verpflichtung der Vermieter zur Tarifauswahl oder Förderprogramme für intelligente Haustechnik auch in Mietwohnungen.

Die Zukunft des Energiesparens ist vernetzt, intelligent und flexibel – damit alle daran teilhaben können, braucht es neben technologischer Innovation auch soziale und gesetzliche Lösungen.

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