Schweiz übernimmt ab 2027 Kosten für Schwangerschaftsabbrüche – ein neuer Weg in der Gesundheitspolitik

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Schweiz übernimmt ab 2027 Kosten für Schwangerschaftsabbrüche – Ein neuer Weg in der Gesundheitspolitik

Ab dem Jahr 2027 werden legale Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz vollständig durch die obligatorische Krankenversicherung gedeckt. Dieser Schritt wird als Meilenstein in der Frauengesundheit gewertet und ist Teil des „Kostendämpfungspakets 2“, das das Parlament im Frühling 2025 beschlossen hat.

Bislang mussten Frauen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen die Kosten eines Abbruchs selbst tragen, es sei denn, der Eingriff war aus medizinischen Gründen nötig und fand nach der 13. Woche statt. Künftig entfällt diese finanzielle Hürde – vorausgesetzt, der Abbruch bleibt im gesetzlich erlaubten Rahmen.

Stärkung des Selbstbestimmungsrechts

Diese Reform bedeutet eine erhebliche finanzielle Entlastung für Betroffene und gleichzeitig eine Stärkung ihres Selbstbestimmungsrechts. Politikerinnen wie Mattea Meyer, Co-Präsidentin der SP, werteten den Beschluss als „feministischen Meilenstein“. Auch Bettina Balmer, Präsidentin der FDP-Frauen, lobte den Schritt als pragmatisch: Ein früher Abbruch sei oft sinnvoller, als ein Kind unter schwierigen Verhältnissen grosszuziehen.

Breite politische Rückendeckung

Der Widerstand gegen die neue Regelung blieb verhältnismässig gering. Selbst Benjamin Roduit von der Mitte-Partei, der früher als Abtreibungsgegner galt, sah im neuen Gesetzestext keinen Anlass zur Kritik – so lange der Eingriff legal bleibt.

Kritik von konservativer Seite

Andreas Gafner, Nationalrat der EDU, zeigte sich hingegen kritisch. Er forderte in einem parlamentarischen Vorstoss, dass jeder Abtreibung entgegengewirkt werden müsse. Mit rund 12’000 Abbrüchen jährlich entspreche dies der Einwohnerzahl einer mittelgrossen Gemeinde, so Gafner. Seiner Meinung nach sollten staatliche Gelder lieber in Familienförderung investiert werden.

Der Bundesrat wies diese Argumentation entschieden zurück. Er betonte, dass der sichere Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ein zentraler Bestandteil zeitgemässer Gesundheitspolitik sei – nicht etwa ein Mittel zur Steuerung von Bevölkerungszahlen.

Internationaler Vergleich

Mit dieser Entscheidung reiht sich die Schweiz in die Gruppe fortschrittlicher Länder wie Frankreich, Schweden, Irland, Dänemark und die Niederlande ein. In diesen Staaten werden Schwangerschaftsabbrüche zunehmend als Teil der öffentlichen Gesundheitsvorsorge gesehen.

Gesellschaftlicher Fortschritt

Die Einführung der neuen Regelung zum Jahr 2027 signalisiert nicht nur eine Veränderung in der Gesundheitsversorgung, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel. Frauen sollen künftig unabhängig von ihrer finanziellen Lage die Freiheit haben, selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Zukunft zu entscheiden. Dieses Prinzip, das weltweit oft unter Druck steht, wird in der Schweiz klar gestärkt und gesetzlich verankert.

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