Röche-Chef warnt vor US-Zöllen und erwägt Standortverlagerung
Basel – 30. August 2025 – Thomas Schinecker, CEO des Schweizer Pharmakonzerns Röche, hat erstmals öffentlich zur angekündigten Zollpolitik des früheren US-Präsidenten Donald Trump Stellung genommen. Dieser plant Importzölle von bis zu 250 Prozent auf Schweizer Medikamente – ein Schritt, der nicht nur Röche, sondern die gesamte Schweizer Pharmabranche hart treffen könnte.
US-Zölle bedrohen einen Schlüsselmarkt
Der US-Markt zählt zu den wichtigsten Absatzmärkten für Schweizer Pharmaunternehmen. Rund 60 Prozent ihrer in der Schweiz hergestellten Medikamente werden in die Vereinigten Staaten exportiert. Die Einführung solch hoher Zölle hätte gravierende wirtschaftliche Folgen und könnte langfristig die Standortentscheidungen beeinflussen.
Globale Strategien in der Schwebe
Thomas Schinecker erklärte, dass Röche bereits intensiv an strategischen Alternativen arbeite. „Wir bereiten uns auf unterschiedliche Entwicklungen vor“, sagte er und verwies darauf, dass auch Investitionen außerhalb der USA oder strukturelle Änderungen in der Produktion geprüft würden.
Obwohl Röche derzeit stark in den Ausbau amerikanischer Standorte investiert, betonte Schinecker die Bedeutung der Schweiz: „Die Produktionskapazität in der Schweiz bleibt ein zentraler Pfeiler unserer globalen Strategie – insbesondere für Exportmärkte jenseits der USA.“ Falls jedoch der Fachkräftemangel in der Region weiter wachse, müsse eine Neubewertung der Standorte erfolgen.
Europa als mögliche Alternative
Auch die politische Entwicklung in der Europäischen Union spielt bei der Standortplanung eine Rolle. Schinecker hob hervor, dass funktionierende bilaterale Verträge für die Schweiz mit der EU von hoher Bedeutung seien. Nur so könne das Land seine Attraktivität für internationale Unternehmen erhalten und stärken.
Er betonte: „Die Schweiz muss flexibler im Umgang mit der EU werden.“ Damit signalisiert Röche, dass Europa künftig als alternative oder ergänzende Basis für Produktionskapazitäten in Betracht gezogen werden könnte.
Forschung, Entwicklung – und Kritik
Angesichts kritischer Stimmen verteidigte der CEO die Exportorientierung der Pharmaindustrie. Die Behauptung, dass Pharmaprodukte zur Verschärfung des US-Handelsdefizits beitrügen, wies er entschieden zurück: „Unsere Branche trägt rund 10 Prozent zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei und investiert zugleich stark in Forschung und Entwicklung hierzulande.“
Fazit
Die Wortmeldung von Thomas Schinecker ist ein deutliches Signal: Die angekündigten US-Zölle könnten zum Wendepunkt für die global ausgerichtete Schweizer Pharmaindustrie werden. Röche zeigt Weitblick und reagiert proaktiv auf geopolitische Risiken. Politik und Wirtschaft sind nun gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Pharmastandort Schweiz nachhaltig zu sichern.