Persönliche Erfolge im Lebenslauf: Zwischen Karrierevorteil und Übertreibung
In der heutigen Berufswelt zählen längst nicht mehr nur Titel, Diplome und Berufsstationen. Immer mehr Unternehmen legen Wert auf Soft Skills – und hier können persönliche Erfolge der entscheidende Vorteil sein. Ob Marathonläufe, musikalisches Engagement oder ein schwarzer Gürtel: Solche Leistungen machen im Lebenslauf einen Unterschied – wenn sie richtig platziert werden.
Warum persönliche Höchstleistungen beeindrucken
Der amerikanische Tiktoker Jacob Travis brachte mit einem einfachen Karrieretipp einen Trend ins Rollen: „Wenn du einen Marathon gelaufen bist, dann gehört das in den Lebenslauf.“ Seine Argumentation: „Das zeigt Disziplin, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit – Eigenschaften, die jedes Team schätzt.“ Damit spricht er vielen aus dem Herzen, die mehr Authentizität in Bewerbungsunterlagen fordern.
Auch Karriereberaterin Erin McGoff unterstützt diesen Ansatz. Wer in seiner Freizeit Grosses leistet, offenbart Fähigkeiten, die man nicht einfach studieren kann – das sollte im Lebenslauf erkennbar sein. Egal ob sportlich, kulturell oder sozial: Persönliche Erfolge sind starke Indikatoren für Charakter, Eigeninitiative und emotionale Reife.
Aber wo liegt die Grenze?
Doch nicht jeder ist begeistert von dieser Entwicklung. Kritische Stimmen meinen, der Lebenslauf dürfe nicht zur Selbstdarstellungsfläche werden. Es stellen sich deshalb zentrale Fragen:
- Wie risikobehaftet darf ein Hobby sein, ohne Bedenken auszulösen?
- Ab wann wirkt ein persönlicher Erfolg aufgesetzt statt inspirierend?
Die Schweizer Karriereexpertin Selma Kuyas bringt es auf den Punkt: „Ein Marathon ersetzt kein Diplom – aber er zeigt Haltung, Willenskraft und mentale Stärke.“ Anstatt sich auf Floskeln über Soft Skills zu verlassen, liefern persönliche Erfolge konkrete Beweise. Die Besteigung des Matterhorns, langjähriges Ehrenamt oder ein eigener Musikpodcast zeigen Teamgeist, Kreativität und Ausdauer in der Praxis.
Was gehört in den Lebenslauf – und was nicht?
Doch Vorsicht: Nicht alles, was beeindruckt, gehört auch in den Lebenslauf. Einige Beispiele von weniger geeigneten Erfolgen:
- Höchstpunkte in Videospielen
- Karaoke-Wettbewerb-Gewinne
- Gefährliche Hobbys wie Extrem-Bergsteigen oder Motorsport
Diese können eher Fragen aufwerfen – etwa in Bezug auf Ausfallrisiken oder Professionalität.
Die richtige Platzierung und Formulierung
Laut Kuyas sollten persönliche Erfolge unter Rubriken wie „Persönliches“, „Interessen“ oder „Besondere Errungenschaften“ am Ende des Lebenslaufs stehen. Wichtig ist dabei:
- Den Erfolg kurz benennen
- Erklären, welche Fähigkeiten damit verbunden sind
- Einordnen, was daraus gelernt wurde
Wichtig ist dabei eine klare Verbindung zur beruflichen Rolle – ohne belehrenden Tonfall.
Fazit: Mit Persönlichkeit punkten
Wer sich beruflich abheben möchte, darf ruhig mehr zeigen als klassische Stationen. Persönliche Erfolge erzählen Geschichten – über Haltung, Leidenschaft und Charakter. Diese Eigenschaften entscheiden nicht selten über den beruflichen Erfolg. Doch wie in vielem gilt: Authentizität und Augenmass sind der Schlüssel. Denn nicht der oder die Lauteste überzeugt – sondern jene Person, die ihre Geschichte glaubwürdig und strategisch klug erzählt.
Und du? Würdest du deine persönlichen Meilensteine im Lebenslauf erwähnen?