Nagelgel-Verbot spaltet Kosmetikbranche: Studios schlagen Alarm wegen TPO-Regelung

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Verbot von TPO in Nagelgelen spaltet die Kosmetikbranche

Ab dem 1. September tritt sowohl in der EU als auch in der Schweiz ein Verbot für den Einsatz von Trimethylbenzoyl-Diphenylphosphinoxid (TPO) in Kraft. Dieser Inhaltsstoff wird bislang häufig in UV-härtenden Nagelgelen verwendet. Die neue Regelung sorgt für erheblichen Aufruhr in der Kosmetikbranche – viele Stimmen kritisieren die späte Kommunikation durch die Behörden und fordern Unterstützung.

Unmut über fehlende Vorbereitungszeit

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) informierte die Branche erst Mitte Juli über das bevorstehende Verbot. Viele Studios empfinden diese Frist als deutlich zu kurz, um sich wirtschaftlich und organisatorisch auf die neue Situation einzustellen.

Zahlreiche Studioinhaberinnen stehen nun vor schwierigen Entscheidungen: Sollen sie ihre teuren Produktbestände entsorgen oder trotz der neuen Regelung weiterverwenden? Eine betroffene Unternehmerin berichtet von Lagerware im Wert von 20’000 Franken, die abgeschrieben werden müsste – ein schwerer Schlag, vor allem für kleinere Betriebe.

Kritik, Sorge und Forderung nach Unterstützung

Die Diskussion in der Branche zeigt ein geteiltes Bild. Während einige Nutzerinnen vorschlagen, die aktuellen Produkte weiterzuverwenden – da sie bisher erlaubt waren – warnen Fachleute vor den gesundheitlichen Risiken. Neuere toxikologische Studien deuten auf ein erhöhtes Risiko hin, insbesondere bei unsachgemäßer Anwendung oder Hautkontakt.

In der Community werden verschiedene Forderungen laut:

  • Staatliche Entschädigungen für betroffene Studios
  • Übergangsfristen zum Abverkauf vorhandener Produkte
  • Steuererleichterungen zur finanziellen Entlastung
  • Verpflichtende Rückrufe durch Hersteller

Einige Stimmen richten sich jedoch auch kritisch an die Studios selbst. Wer professionell arbeite, müsse sich über Inhaltsstoffe und gesetzliche Änderungen stets auf dem Laufenden halten. Gleichzeitig wird aber auch die Verantwortung der Hersteller betont, die über Jahre mit TPO-haltigen Produkten Gewinne gemacht haben und nun für Rücknahmeaktionen und transparente Kommunikation sorgen sollten.

Emotional trifft das Verbot viele tief. Eine Kosmetikerin erklärt: «Ich bin seit über 30 Jahren im Beruf. Dass wir sowas aus der Presse erfahren müssen, ist ein Schlag ins Gesicht für unsere ganze Branche.»

Was ist TPO?

TPO, oder Trimethylbenzoyl-Diphenylphosphinoxid, ist ein sogenannter Photoinitiator. Er sorgt dafür, dass UV-härtende Nagelgele schneller trocknen und aushärten. Neue Studien werfen jedoch gesundheitliche Bedenken auf – insbesondere bei mangelndem Arbeitsschutz oder direktem Hautkontakt können gesundheitliche Gefahren entstehen.

Was bedeutet das für Studios?

Studios in der Schweiz sind nun gefordert, TPO-freie Alternativen rasch einzusetzen. Der Markt reagiert bereits: Erste Hersteller bieten entsprechende Produkte an, die als ebenso leistungsstark gelten. Damit verbunden ist jedoch ein erhöhter Aufwand – wirtschaftlich wie organisatorisch.

  1. Neue Produkte prüfen und mit CE-Zertifizierung vergleichen
  2. Mitarbeitende für den Umgang mit neuen Materialien schulen
  3. Lieferanten kontaktieren und Übergangslösungen erfragen
  4. Sicherheitsdatenblätter kontrollieren

Ungewiss bleibt, ob es staatliche Unterstützungen oder verlängerte Übergangsfristen geben wird. Klar ist jedoch: Die Diskussion hat die Notwendigkeit von Transparenz, gesetzlicher Klarheit und proaktiver Kommunikation in der Beauty-Branche einmal mehr aufgezeigt.

Die Debatte ist in vollem Gange – mit Forderungen nach Anpassungen der Gesetzgebung und einer verstärkten Wahrnehmung der Eigenverantwortung innerhalb der Kosmetikbranche.

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