Kalifornien als Vorbild: Was die Schweiz beim Verbraucherschutz lernen kann

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Kalifornien als Vorbild: Was die Schweiz beim Verbraucherschutz lernen kann

ZÜRICH – Kalifornien gilt seit langem als weltweiter Vorreiter im Verbraucherschutz. Mit besonders strengen Regelungen und klaren Warnhinweisen hebt sich der US-Bundesstaat deutlich von anderen Regionen ab – auch im Vergleich zur Schweiz. Während in Kalifornien das Vorsorgeprinzip strikt angewendet wird, bleibt die Schweiz bei ähnlichen Massnahmen oft zurück. Jüngste Diskussionen entfachten die Debatte erneut.

Aktueller Anlass: Ein Warnhinweis auf Buldak-Instant-Nudeln. In Kalifornien greift hier das Gesetz „Proposition 65“, das verpflichtet, vor Stoffen zu warnen, die möglicherweise krebserregend oder fortpflanzungsschädlich sind. In der Schweiz hingegen hält das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit solche Hinweise nicht für notwendig. Doch: Reicht dieses System zum Schutz der Konsumentinnen und Konsumenten wirklich aus?

Kalifornien häufig einen Schritt voraus

Kalifornien beweist oft innovativen Pioniergeist, insbesondere im Umgang mit toxischen Substanzen. Der Bundesstaat setzt frühzeitig Standards und beeinflusst dadurch auch internationale Regelungen.

PFAS – Die „Ewigkeitschemikalien“

PFAS, die für ihre wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften bekannt sind, stehen weltweit in der Kritik. Kalifornien ergriff bereits 2017 Massnahmen und klassifizierte PFOS und PFOA als fortpflanzungsschädlich und später auch als krebserregend. Seit 2023 sind PFAS in Lebensmittelverpackungen verboten – ab 2025 auch in Textilien.

Europa arbeitet zwar ebenfalls an einem Verbot, ist aber in der praktischen Umsetzung noch deutlich zögerlicher.

Dieselabgase – Früh erkanntes Risiko

Schon 1998 erkannte Kalifornien die Gefahr durch Dieselrußpartikel, besonders in Innenräumen. Die EU hingegen setzte erst 2019 verbindliche Arbeitsplatzgrenzwerte, die 2023 in Kraft traten. In besonders belasteten Bereichen wie dem Untertagebau gelten diese erst ab 2026.

Formaldehyd – Reguliert vor allen anderen

Bereits 2007 führte Kalifornien mit den CARB-Standards strenge Emissionsgrenzwerte für Formaldehyd in Holzprodukten und Möbeln ein. Diese Normen beeinflussten weltweit ganze Lieferketten. Die EU will ähnliche Richtlinien erst ab August 2026 einführen. Auch hier demonstriert Kalifornien, wie man Verbraucherschutz zügig und effektiv umsetzen kann.

Lernen von Kalifornien?

Zahlreiche Expertinnen und Experten fordern für die Schweiz strengere Regulierungen und eine Orientierung an Kalifornien. Die rechtliche Haltung dort basiert laut Umweltjuristinnen nicht auf Panikmache, sondern auf dem „Recht auf Information und Vorsorge“.

Kritiker strenger Auflagen befürchten jedoch mehr Bürokratie und weniger Wahlmöglichkeiten für Konsumenten. Dennoch wird präventiver Verbraucherschutz angesichts wachsender Umweltrisiken in der Schweizer Politik immer relevanter.

Fazit

Die Schweiz verfügt über ein hohes Verbraucherschutzniveau. Doch Kalifornien zeigt: Es geht noch transparenter, konsequenter und innovativer. Eine Informationspflicht wie in „Proposition 65“ könnte dazu beitragen, das Vertrauen der Bevölkerung zu stärken und langfristig die Gesundheitsvorsorge zu verbessern.

Die entscheidende Frage lautet daher: Wie viel Kalifornien will und braucht die Schweiz?

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