Trumps neue Wirtschaftsstrategie: USA auf dem Weg zum Staatskapitalismus?

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Trumps neue Wirtschaftsstrategie: USA auf dem Weg zum Staatskapitalismus?

Washington – Die US-Regierung unter dem früheren Präsidenten Donald Trump sorgt mit einem radikalen Richtungswechsel für internationale Aufmerksamkeit: Der Staat übernimmt zehn Prozent am Technologiekonzern Intel im Gegenzug für zurückbehaltene Subventionen in Höhe von 8,9 Milliarden US-Dollar. Diese Entscheide wecken parteiübergreifend Bedenken und werfen eine zentrale Frage auf: Entwickeln sich die Vereinigten Staaten zu einem staatskapitalistischen System nach chinesischem Vorbild?

Was lange Zeit als unvereinbar mit amerikanischen Wirtschaftsgrundsätzen galt, wird nun unter Trumps polarisierender, aber strategischer Führung Realität. Selbst innerhalb der republikanischen Reihen regt sich Kritik: Senator Thom Tillis verglich das Vorgehen mit der halbstaatlichen Struktur der ehemaligen Sowjetunion. Trump hingegen zeigt sich entschlossen, diesen Weg weiterzugehen – mit weiteren staatlichen Beteiligungen in Aussicht.

Ein neues Staat-Industrie-Verhältnis

Symbolträchtig war die Genehmigung der Übernahme von US Steel durch Nippon Steel. Sie wurde nur erteilt, nachdem sich die US-Regierung eine sogenannte „goldene Aktie“ sicherte, die umfassende Mitspracherechte verleiht. Ähnliche Eingriffe gab es bereits bei MP Materials sowie den US-Ablegern von Nvidia und AMD, wo der Staat sich Einfluss auf China-Aktivitäten sicherte.

Diese Maßnahmen zeigen deutlich: Die Trump-Administration agiert nicht mehr nur als Regulierer, sondern tritt selbst als aktiver Marktteilnehmer auf – beobachtend, steuernd, kontrollierend.

Wissenschaft warnt vor riskanter Entwicklung

Dr. Stefan Legge von der Universität St. Gallen bezeichnet den Aktienerwerb von Intel durch die Regierung als „ein historisches Novum in der US-Wirtschaftsgeschichte“. Er warnt: Solche Eingriffe seien bislang vor allem in autoritären Systemen oder staatlich geprägten europäischen Ökonomien zu finden – jedoch stets eingebettet in solide institutionelle Rahmenbedingungen.

Domagoj Arapovic von Raiffeisen Schweiz sieht ebenfalls Gefahren: „Trumps Regierung verwischt systematisch die Grenze zwischen wirtschaftlicher Freiheit und politischer Kontrolle.“ Der Verlust von Marktvertrauen und Innovationskraft sei vorprogrammiert.

Eine strukturelle Neuausrichtung

Laut Dr. Legge sind die jüngsten Ereignisse kein Ausreißer, sondern Ausdruck einer tiefgreifenden strukturellen Transformation. Trump teste systematisch aus, wie weit er mit wirtschaftsnationalistischen Maßnahmen gehen könne. Zwar leidet darunter kurzfristig die Effizienz, aber Trump verkaufe seine Politik als vorteilhaft für die Steuerzahler – ein kalkulierter Machtakt mit populistischem Anstrich.

Besorgniserregend ist zudem die Reaktion der Unternehmen: Statt sich gegen die politische Einflussnahme zu wehren, arrangieren sich viele bereitwillig – aus Angst vor Nachteilen wie Sanktionen oder steuerlichen Belastungen. Das Resultat ist eine sinkende Eigenständigkeit des Privatsektors.

Richtung China statt Westen?

Die Sorge wächst, dass Trump nicht nur kurzfristige Interessen verfolgt, sondern einen strategischen Umbau des wirtschaftlichen Machtgefüges. Dr. Legge sagt: „Man hatte gehofft, dass China westlicher wird – jetzt werden die USA chinesischer.“ Trumps Vorgehen ist dabei nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern Teil eines umfassenden politischen Inszenierungsprozesses.

Langfristig gefährdet dieser Kurs das Fundament der amerikanischen Marktwirtschaft. Wenn wirtschaftlicher Erfolg zunehmend von politischer Loyalität abhängt statt von Leistungsfähigkeit, schwächt das die Wettbewerbsfähigkeit und öffnet gefährlichen Missbrauchsmöglichkeiten Tür und Tor. Künftige Regierungen könnten das Modell fortführen – unabhängig ihrer politischen Ausrichtung.

Ein Richtungswechsel scheint derzeit unwahrscheinlich. Dr. Legge sieht nur ein massives wirtschaftliches Ereignis als möglichen Wendepunkt. Bis dahin bleibt offen, wer wirklich die Kontrolle über die amerikanische Wirtschaft innehat: der freie Markt – oder ein Präsident mit autoritären Ambitionen und einem chinesischen Wirtschaftsmodell im Hinterkopf.

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