Appenzell Innerrhoden plant hohe Parkgebühren zur Eindämmung des Touristenandrangs
Appenzell Innerrhoden plant umfassende Massnahmen, um dem wachsenden Tourismus im beliebten Alpsteingebiet gezielt entgegenzuwirken. Ab dem Jahr 2026 sollen Autofahrer eine tägliche Parkgebühr von 30 Franken zahlen. Für Camper werden 50 Franken fällig, während Reisecars mit satten 100 Franken belastet werden. Reservierungen sollen ausschliesslich digital über eine Smartphone-App getätigt werden können – ein klarer Schritt in Richtung moderne und digitale Besucherlenkung.
Justizdirektor Jakob Signer erklärte selbstbewusst: „Lenkung erzielen wir nur über den Preis. Der Verkehr belastet mittlerweile die lokale Bevölkerung massiv.“ Frühere Versuche, die Anreise mit umweltfreundlichen Mitteln attraktiver zu gestalten, blieben ohne nennenswerten Erfolg. Nun soll der Preis massgeblich zur Steuerung des Besucheraufkommens beitragen.
Tourismusboom überfordert Region
Seit der Corona-Pandemie erlebt das Appenzellerland einen regelrechten Ansturm. Beliebte Ausflugsziele wie der Säntis, der Seealpsee, das Berggasthaus Aescher oder die Ebenalp gelten als Publikumsmagneten. Die Folgen:
- Kilometerlange Staus
- Überfüllte Wanderwege
- Massive Parkplatzprobleme
Während Umweltverbände und viele lokale Anwohner die geplante Tarifanpassung als notwendige Lenkungsmassnahme befürworten, reagiert das Tourismusgewerbe vielfach mit Kritik. Hoteliers befürchten einen Rückgang der Gästezahlen, und Betreiber der lokalen Bergbahnen sehen ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet. Auch viele Wanderfreunde zeigen sich besorgt: Für Familien und Menschen mit kleinem Budget könnte der Zugang zur Natur erschwert werden.
Kontroverse Diskussion in sozialen Medien
Im Internet ist die Empörung teilweise gross: Einige Nutzer spotten, andere kündigen an, ihren Urlaub künftig in Regionen mit niedrigeren Gebühren zu verbringen. Besonders häufig geäussert wird die Kritik am fehlenden Gegenwert – denn viele Nutzer bezweifeln, ob die Infrastruktur, der Service oder die Parkplätze die hohen Preise rechtfertigen.
Im Vergleich mit anderen Destinationen erscheinen die geplanten Gebühren durchaus hoch: In Zürich und St. Moritz gelten ähnliche Preise, während in Engelberg das Parkieren beim beliebten Titlis mit nur fünf Franken pro Tag deutlich günstiger bleibt – bei gleichzeitig besserer Anbindung an den öffentlichen Verkehr.
Politischer Entscheid steht noch aus
Ob die Massnahmen tatsächlich eingeführt werden, ist noch unklar. Die Umsetzung hängt von einem Volksentscheid ab. Da die Regelung umfassend gelten soll und auch Einheimische betrifft, wird mit politischem Gegenwind gerechnet.
Fällt der Volksentscheid negativ aus, bleiben Probleme wie Verkehrsüberlastung, Naturbelastung und mangelnde Infrastruktur ungelöst. Dennoch zeigt die aktuelle Debatte eines ganz deutlich: Appenzell Innerrhoden steht am Scheideweg und muss neue Wege gehen – mit mehr Mut, Digitalisierung und strategischer Lenkung der Besucher.