Rückkehr der Fischotter: Nachwuchs im Oberengadin entdeckt

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Rückkehr der Fischotter: Nachwuchs im Oberengadin entdeckt

Ein bedeutendes Zeichen für die gelungene Wiederansiedlung einer lange vermissten Tierart: Bei La Punt Chamues-ch im Oberengadin wurden erneut junge Fischotter nachgewiesen. Eine Wildkamera konnte kürzlich mindestens ein bis zwei Jungtiere filmen – es ist bereits der sechste bestätigte Nachwuchsnachweis in dieser Region.

Laut dem Amt für Jagd und Fischerei Graubünden (AJF) handelt es sich um die siebte bekannte Fischotter-Familie im Kanton. Nachdem der Fischotter in der Schweiz jahrzehntelang als ausgestorben galt, erfolgt seit etwa 2009 seine schrittweise Rückkehr. Besonders der Fluss Inn fungiert als natürlicher Korridor zwischen der Schweiz, Österreich und Frankreich und spielt eine zentrale Rolle bei dieser Rückkehr.

Beobachtung durch Wildhüter: Ein emotionaler Moment

Für die Wildhüter vor Ort bedeutet die Entdeckung mehr als nur biologische Daten. „Es ist eine Riesenfreude, diese junge Fischotter-Familie beobachten zu dürfen“, teilte das Amt mit. Die scheuen Tiere leben bevorzugt an ruhigen Uferabschnitten und zeigen nur geringes Konfliktpotenzial – weder mit Menschen noch mit anderen Wildtieren.

Artenschutz mit Langzeitwirkung

Die Rückkehr der Fischotter zeigt, wie wirksam langfristige Artenschutzprogramme sein können. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Fischotter in Europa fast vollständig ausgerottet – auch in der Schweiz. Durch seine Einstufung als „fischereischädlich“ im Jahr 1888 erfolgten gezielte Verfolgung, Kopfgelder und der massenhafte Einsatz von Fallen. Erst 1952 erhielt die Art Schutzstatus. Es dauerte jedoch bis 2009, ehe wieder wildlebende Otter gesichtet wurden.

Neue Aufgaben für den Kanton Graubünden

Das AJF plant künftig eine detailliertere Erfassung der Bestände, um das Vorkommen der Tiere noch besser dokumentieren zu können. „Die Tiere fühlen sich bei uns offensichtlich wohl. Das ist ein starkes Zeichen für die Qualität unserer Gewässer und Lebensräume“, hiess es in der offiziellen Mitteilung. Dieses Monitoring ist entscheidend, um gezielte Schutzmassnahmen zu entwickeln und Lebensräume weiter zu verbessern.

Auch in weiteren Regionen, wie beispielsweise der Surselva, gibt es mittlerweile Fischotter-Nachweise. Das nährt die Hoffnung, dass sich die Art langfristig und flächendeckend in der Schweiz etablieren kann.

Ein stiller Rückkehrer mit grosser Bedeutung

Der Fischotter ist ein nachtaktiver Einzelgänger, dessen Anwesenheit oft unbemerkt bleibt – selbst dort, wo er schon wieder heimisch ist. Dennoch ist der Fischotter ein unverzichtbares Glied für gesunde und vielfältige Flussökosysteme.

Mit dem mittlerweile sechsten Nachwuchsnachweis im Oberengadin steht fest: Die Fischotter sind zurück – und sie werden bleiben. Diese stille Rückkehr ist ein grosser Gewinn für die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht der Schweiz.

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