Basler Universität ehrt umstrittenen Philosophen Nietzsche trotz Kritik an Frauenbild

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Universität Basel ehrt Friedrich Nietzsche – Kritik an frauenfeindlichem Gedankengut

Zum 125. Todestag von Friedrich Nietzsche hat die Universität Basel eine Gedenkveranstaltung zu Ehren des berühmten Philosophen organisiert. Während seine Werke wie „Also sprach Zarathustra“ und „Jenseits von Gut und Böse“ als einflussreich für die Geisteswissenschaften gelten, entbrennt eine hitzige Debatte über die frauenfeindlichen Aspekte in seinem Denken.

Viele Kritikerinnen und Kritiker werfen der Universität vor, Nietzsches sexistische Äusserungen zu ignorieren. So erklärt Studentin Lilly (20): „Als Frau finde ich es enttäuschend, wenn seine sexistischen Ansichten einfach übergangen werden.“ Ihre Kommilitonin Sophia (20) ergänzt: „Er darf gewürdigt werden – aber nur bei offener Auseinandersetzung mit seinen Schattenseiten.“

Ein besonders umstrittener Satz aus dem Werk „Zarathustra“ lautet: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht.“ Für viele ein klares Zeichen von Misogynie. Literaturwissenschaftler Hubert Thüring weist zwar darauf hin, dass es sich um Worte einer fiktiven Figur handelt, sieht Nietzsche aber dennoch in der Verantwortung. Thüring unterstreicht auch, dass Nietzsche kein Rassist im eigentlichen Sinne gewesen sei – im Gegenteil habe er sich gegen rassische Ideologien gestellt.

Doch die frauenfeindlichen Inhalte bleiben ein kritisches Erbe. Thüring nennt weitere Beispiele wie den Vergleich von Frauen mit Hunden oder die Abwertung weiblicher Intelligenz als kaum entschuldbar – selbst in ihrem historischen Kontext. Dennoch sei es laut ihm notwendig, Nietzsche im Lichte seines Jahrhunderts zu betrachten, in dem auch andere Geistesgrössen, etwa Goethe, ähnliche Haltungen einnahmen.

Politikerin Michela Seggiani von der SP kritisiert die Veranstaltung ebenfalls: „Eine wertfreie Ehrung kann als Zustimmung gedeutet werden.“ Für sie ist es essenziell, eine differenzierte Sicht einzunehmen, denn: „Er war prägend für Basel. Aber kritische Reflexion gehört zwingend dazu.“

Die Universität Basel rechtfertigt die Veranstaltung mit der grossen kulturellen Bedeutung Nietzsches für die Stadt. Er unterrichtete über ein Jahrzehnt an der Universität und am Humanistischen Gymnasium am Münsterplatz. Doch trotz seines akademischen Einflusses bleibt sein ideologischer Nachlass umstritten.

Viele fordern daher einen reflektierteren Umgang mit Nietzsche – ein Umgang, der seine bedeutenden Werke anerkennt, aber auch seine problematischen Gedanken klar benennt. Kritikerinnen argumentieren: Wer heute philosophiert, sollte reflektieren – nicht verdrängen.

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