Afrika fordert mehr Sichtbarkeit: Neue Kartenprojektion soll Bildungsstandards verändern

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Afrika fordert mehr Sichtbarkeit: Neue Kartenprojektion soll Bildungsstandards verändern

Die Afrikanische Union sowie zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen fordern im Rahmen der Kampagne „Correct the Map“ einen grundlegenden Wandel in der Weise, wie Weltkarten dargestellt werden. Dabei steht die jahrhundertealte Mercator-Projektion im Fokus der Kritik, da sie Afrika systematisch verkleinert wiedergibt – mit weitreichenden Folgen für weltweite Bildungsstrukturen, Medien und Wahrnehmung.

Die Mercator-Projektion, im 16. Jahrhundert für europäische Seefahrer entwickelt, findet sich heute immer noch in Schulatlanten, Wandkarten und digitalen Anwendungen wie Kartendiensten wieder. Sie ist praktisch für Navigation – jedoch entstehen verzerrte Größenverhältnisse: Afrika erscheint kleiner, als es tatsächlich ist. So ist Afrika etwa 14-mal grösser als Grönland, das auf der Mercator-Karte jedoch nahezu gleichgross dargestellt wird.

Diese geografische Verzerrung hat tiefgreifende Auswirkungen. Selma Malika Haddadi, stellvertretende Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, stellt klar: „Es mag nur eine Karte sein, aber in Realität ist es viel mehr.“ Durch die falsche Darstellung werde Afrika auch im kollektiven Bewusstsein als weniger bedeutend wahrgenommen – geopolitisch, kulturell und wirtschaftlich.

Equal-Earth-Projektion als Alternative

Als Gegenmodell schlägt die Initiative die sogenannte Equal-Earth-Projektion vor. Diese wurde speziell entwickelt, um die Erdoberfläche flächengetreu darzustellen – ohne dominante Verzerrungen. Organisationen wie „Speak Up Africa“ und „Africa No Filter“ setzen sich besonders innerhalb des Bildungssektors für deren Einführung ein.

Fara Ndiaye von „Speak Up Africa“ bringt die Forderung auf den Punkt:

  • Es geht um globale Bildungsgerechtigkeit.
  • Verzerrte Karten prägen das Weltbild von Generationen.
  • Korrekte Darstellungen fördern ein realistisches und respektvolles Weltverständnis.

Auch technologiegetriebene Unternehmen wie Google haben sich der Problematik angenommen: Im Jahr 2018 stellte Google Maps auf eine 3D-Darstellung um. Dennoch bleibt die Mercator-Projektion in vielen Klassenzimmern und Bildungssystemen Standard.

Ruf nach Veränderung aus Fachkreisen

Der renommierte US-amerikanische Geograf Mark Monmonier unterstützt die Kritik: Die Mercator-Projektion sei zwar historisch revolutionär gewesen, doch im Kontext heutiger globaler Bildung schlicht ungeeignet. Er betont die Notwendigkeit für eine Weltkarte, die nicht verzerrt, sondern informiert.

Die Initiative fordert ein Ende der jahrhundertealten symbolischen Marginalisierung Afrikas durch fehlerhafte Karten. Moky Makura von „Africa No Filter“ spricht von der vielleicht „längsten laufenden Desinformationskampagne der Welt“ – und fordert ein sofortiges Umdenken.

Ein realistisches Abbild der Welt

Die Vision ist klar:

  1. Eine proportional korrekte Weltkarte.
  2. Ein Bildungssystem, das Kindern und Jugendlichen ein realistisches Bild der Welt vermittelt.
  3. Ein Kontinent, der endlich seinen gerechtfertigten Platz auf der Weltbühne einnimmt – geographisch wie symbolisch.

Die Zeit für Veränderung ist gekommen – Afrika verlangt Sichtbarkeit und Respekt in der globalen Kartografie.

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