Supernasen im Einsatz: Wie Gasriecher einst Leben retteten

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Supernasen im Einsatz: Wie Gasriecher einst Leben retteten

Supernasen im Dienste der Sicherheit: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren sogenannte Gasriecher dafür verantwortlich, unsichtbare Gefahren in den Städten zu entdecken. Mit nichts weiter als ihrer geschulten Nase und einem einfachen Riechrohr spürten sie gefährliche Gaslecks auf – eine wahre Lebensrettung in einer Zeit ohne elektronische Messgeräte.

Ein Beruf mit hohen Risiken

Damals wurde in Haushalten meist sogenanntes Stadtgas verwendet – ein Nebenprodukt der Kohlevergasung, bestehend aus Wasserstoff, Methan und giftigem Kohlenmonoxid. Dieses hochexplosive Gemisch konnte durch einen winzigen Funken verheerende Explosionen verursachen.

Zur Sicherheit wurden Gasriecher auf Patrouille geschickt. Mit Riechrohren untersuchten sie die Luft in kleinen Öffnungen im Straßenbelag. Ihre Nasen waren derart fein trainiert, dass sie selbst geringste Mengen Gas aufspüren konnten. Sobald ein Leck vermutet wurde, wurde die Umgebung abgesperrt und Reparaturarbeiten eingeleitet. Diese Maßnahmen retteten zahlreiche Menschenleben.

Der langsame Abschied eines gefährlichen Berufsbildes

In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde Stadtgas zunehmend durch Erdgas ersetzt, begleitet von technologischem Fortschritt. Elektronische Gasdetektoren und verbesserte Infrastrukturen machten den Einsatz menschlicher Spürnasen überflüssig. Zurück blieb die Erinnerung an eine hochriskante Tätigkeit, die jahrelang als menschliches Frühwarnsystem diente.

Unterstützung aus dem Tierreich

Nicht nur Menschen, auch Tiere kamen beim Erkennen gefährlicher Gase zum Einsatz. Im Bergbau vertrauten Kumpel auf Kanarienvögel: Ihre empfindlichen Lungen reagierten schneller auf giftige Gase. Wenn ein Vogel verstummte oder von der Stange fiel, war das ein sicheres Zeichen zur sofortigen Evakuierung.

Eine Taube als ungewollte Gaswarnanlage

Eine bemerkenswerte Geschichte ereignete sich in Dortmund: Dort stürzte eine Taube abrupt über einer undichten Gasleitung ab. Nach einer Messung wurde tatsächlich ein Gasaustritt festgestellt – ob es Zufall oder tierischer Instinkt war, bleibt ungewiss. Doch für diesen Moment wurde der Vogel zur kleinen Heldin.

Vergessene Berufe – faszinierend und furchteinflössend zugleich

Der Beruf des Gasriechers gehört zu einer ganzen Reihe heute verschwundener Tätigkeiten:

  • Aufwecker: Menschen, die schlafende Arbeiter durch Klopfen an den Fenstern weckten.
  • Radium Girls: Junge Frauen, die mit radioaktiver Farbe Uhrenziffern bemalten – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen.
  • Pelerinenmänner und Abtritt-Anbieterinnen: einst alltägliche, heute fast vergessene Berufsbilder.

Diese Berufe zeigen, wie sehr sich Menschen früher auf ihre Sinne, Körper und ihren Mut verlassen mussten – oft unter Lebensgefahr. Die Geschichte der Gasriecher erinnert uns daran, wie wertvoll Intuition, Verantwortungsbewusstsein und persönliche Opferbereitschaft für unsere heutige technologische Sicherheit waren – und es immer noch sind.

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