Digitale Strandliegen-Reservierung sorgt für Unmut auf Mallorca
Mallorca – Auf der beliebten Urlauberinsel führt eine technologische Neuerung derzeit zu wachsendem Ärger: Immer mehr Strände sind nur noch per Online-Reservierung zugänglich – zumindest, wenn es um Strandliegen geht. Die Digitalisierung klingt zwar nach modernem Fortschritt, doch sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen empfinden die Umsetzung zunehmend als problematisch.
Spontan an den Strand? Keine Chance mehr!
Was früher als Symbol für mediterrane Freiheit galt – spontan zum Strand gehen, eine freie Liege mieten und entspannen – ist auf Mallorca längst Vergangenheit. In Gemeinden wie Calvià, Alcúdia oder Santa Ponça wurde ein digitales Reservierungssystem eingeführt. Über Plattformen wie „Beach Manager“ lassen sich Strandliegen oft nur mit großem zeitlichem Vorlauf sichern.
Wer ohne Reservierung erscheint, wird selbst bei sichtbar freien Liegen abgewiesen. Diese sind mit dem Schild „Reservado“ markiert. Besonders frustrierend sind die eingeschränkten Buchungszeiten: Meistens ist eine Reservierung nur zwischen 16 Uhr nachmittags und 6 Uhr morgens möglich – spontane Strandbesuche werden damit nahezu unmöglich.
Hotels sichern sich die besten Plätze
Viele Hotels nutzen die Plattformen zusätzlich, um Liegen in Premium-Lagen exklusiv für ihre Gäste zu blockieren. Dadurch wird es für individuelle Reisende immer schwieriger, gut gelegene Plätze zu ergattern – selbst mit Reservierung.
Wer trotzdem einen guten Platz möchte, muss tief in die Tasche greifen:
- Standardpaket: zwei Liegen und ein Sonnenschirm kosten ca. 18 Euro pro Tag.
- Premium-Service: mit gepolsterten Liegen, Handtüchern oder Schliessfächern – über 50 Euro pro Tag.
Für Familien oder preisbewusste Reisende wird ein einfacher Strandtag dadurch schnell zur teuren Angelegenheit.
Strände verlieren ihren öffentlichen Charakter
Die zunehmende Verpflichtung zur Online-Reservierung trifft nicht nur Urlauber: Auch viele Mallorquinerinnen und Mallorquiner berichten von einem Verlust an Flexibilität und einem veränderten Zugang zum Erholungsraum. Was einst allen offenstand, wird zum exklusiven Service mit Zugangsbeschränkungen, digitalen Hürden und hohen Preisen.
„Wir fühlen uns ausgeschlossen“, berichten viele Gäste. Die Stimmen nach einem zugänglicheren und gerechteren Strandmodell werden lauter – unabhängig von Hotel oder digitaler Ausstattung.
Italien zeigt: Öffentlicher Zugang trotz Digitalisierung möglich
Ein Blick nach Italien zeigt, dass es auch anders gehen kann. Auf Sizilien wurden durch private Betreiber ähnliche Einschränkungen eingeführt. Die Behörden reagierten prompt: Binnen zehn Tagen mussten alle Barrieren entfernt werden und der Zugang für alle war wieder möglich.
Ob Mallorca diesem Beispiel folgt, ist noch unklar. Doch die öffentliche Debatte um den freien Zugang zu Stränden in Zeiten digitaler Lösungen läuft – und der Druck auf die Politik wächst.
Eins steht fest: Wenn Technologie als Fortschritt gelten soll, muss sie inklusive und komfortabel sein – nicht ausgrenzend.