Verborgene Ursache von Schlafstoerungen: Der Einfluss von ADHS
Immer mehr Erwachsene und Jugendliche leiden unter chronischen Einschlafproblemen – doch nicht immer sind Koffein, Smartphones oder Stress die wahren Ausloeser. Aktuelle Studien zeigen: Auch eine unerkannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitaetsstoerung (ADHS) kann eine entscheidende Rolle bei gestoertem Schlafverhalten spielen.
ADHS und die gestoerte innere Uhr
Viele Menschen mit ADHS sind echte «Nachteulen», aber das hat nicht nur mit Gewohnheiten zu tun. Forschungen belegen, dass bei ihnen das schlaffoerdernde Hormon Melatonin verzoegert produziert wird. Das erschwert das Einschlafen ganz unabhaengig von aeusseren Reizen.
Dr. Chelsea Sarai, Fachpsychologin fuer Schlaf, erklaert: „Diese genetisch bedingte Verschiebung der inneren Uhr sorgt dafuer, dass ADHS-Betroffene sich oft auch zu spaeter Stunde noch voll leistungsfaehig fuehlen.“ Empfohlen werden:
- strukturierte Abendroutinen,
- morgendliches Tageslicht
- und eingeschraenkter Bildschirmkonsum – vor allem in der letzten Stunde vor dem Schlafengehen.
Unaufhoerliches Gedankenkarussell
Eines der haeufigsten, aber oft uebersehenen ADHS-Symptome: das „Racing Mind“-Phaenomen – ein unaufhoerlicher Gedankenstrom beim Einschlafen. Sobald aeussere Ablenkungen verschwinden, uebernimmt das Gehirn das Zepter – oft mit Sorgen, Planungen und Assoziationen.
Ein bewaehrter Tipp aus der Praxis:
- Ein Gedankenjournal oder eine Notiz-App am Bett. Wer vor dem Schlafengehen aufschreibt, was ihn bewegt, schafft Raum im Kopf – und signalisiert dem Gehirn: Jetzt ist Ruhezeit.
Dauermuedigkeit trotz ausreichender Schlafzeit
Ein weiteres Warnsignal: Betroffene fuehlen sich morgens muede, selbst nach 7–9 Stunden Schlaf. Dahinter steckt haeufig eine Stoerung im Neurotransmitter-Haushalt – insbesondere bei Dopamin und Noradrenalin, die fuer Aufmerksamkeit und Aktivitaet entscheidend sind.
Experten raten zu:
- konstanten Schlafens- und Aufstehzeiten – auch am Wochenende,
- Lichtweckern, die den natuerlichen Sonnenaufgang simulieren,
- sowie einem aktivierenden, aber klar strukturierten Morgenritual.
Wenn das Schlafengehen zur Nebensache wird
«Nur noch eine Serie», «nur kurz TikTok» – dieses Verhalten ist keine reine Willensschwaeche. Bei Menschen mit ADHS ist Bedtime Procrastination (also das absichtliche Hinauszoegern des Schlafens) ein weitverbreitetes Muster.
Hier helfen:
- feste Abendroutinen,
- Countdown-Timer,
- sowie smarte Erinnerungen via App oder Smartwatch, die sanft anzeigen: Jetzt runterfahren.
Leichter Schlaf, haeufiges Aufwachen
Neben der Einschlafproblematik berichten viele Betroffene auch von konstantem Aufwachen in der Nacht. Studien zeigen, dass Menschen mit ADHS weniger Zeit in der Tiefschlafphase verbringen und sensibler auf Reize reagieren. Licht, Geraeusche oder selbst kleine Temperaturunterschiede koennen zu Schlafunterbrechungen fuehren.
Wichtig ist:
- Dunkelheit im Schlafzimmer,
- Verzicht auf Uhrzeit-Kontrolle in der Nacht,
- sanfte Beschaeftigungen wie leise Musik oder Atemuebungen bei naechtlichem Aufwachen.
Wann eine Abklaerung sinnvoll ist
Bestehen chronische Schlafprobleme, die durch klassische Schlafhygiene nicht besser werden – und treten gleichzeitig Konzentrationsprobleme, innere Unruhe oder Aufschieberitis im Alltag auf – ist eine professionelle ADHS-Abklaerung durch Aerztinnen oder Psycholog*innen empfehlenswert.
Schlafstoerungen koennen ein erster Hinweis auf eine verborgene neurologische Stoerung sein. Eine fruehzeitige Diagnose macht nicht nur den Alltag einfacher – sie kann massgeblich zur Verbesserung von Gesundheit, Leistungsfaehigkeit und Lebensqualitaet beitragen.