Petition fordert längere Ferien für Lernende: Gesellschaft diskutiert kontrovers

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Petition fordert längere Ferien für Lernende – Gesellschaft diskutiert kontrovers

Bern – Eine aktuelle Petition bringt Bewegung in die Bildungslandschaft: Lernende in der Schweiz sollen künftig acht Wochen Jahresferien erhalten. Über 175’000 Menschen haben das Anliegen bislang unterzeichnet – unterstützt wird die Initiative unter anderem vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Doch die Meinungen gehen weit auseinander.

Der Vorschlag will zwei Wochen zusätzliche Ferien ermöglichen – also statt sechs künftig acht Wochen pro Jahr. Die Befürworter argumentieren mit der hohen Doppelbelastung, die viele Lernende in ihrem Alltag erleben: Schule und betriebliche Arbeit kombinieren sich zu einem anspruchsvollen Alltag, der – so die Petition – nach mehr Erholungszeit verlangt.

Mehr Pausen, höhere Leistungsfähigkeit?

Hinter der Forderung steht auch ein klarer Leistungsanspruch: Ausgeruhte Lernende seien motivierter, produktiver und langfristig besser in der Lage, Fachkompetenz zu entwickeln. Ein Unterstützer der Petition formuliert es so: «Lernende sind keine Roboter – wer ihnen mehr Erholung gönnt, investiert in die Qualität der Ausbildung und letztlich auch in den Unternehmenserfolg.»

Ein Blick in einschlägige Online-Foren zeigt: Weite Teile der Bevölkerung sympathisieren mit dem Angebot – wenngleich es auch moderatere Vorschläge gibt. «Sechs Wochen wären optimal. Acht Wochen wirken überzogen», so der Tenor einer Nutzerin.

Alternativideen: Flexible Modelle für mehr Ausgleich

Aus der laufenden Debatte gehen auch andere Lösungsansätze hervor:

  • Unbezahlter Urlaub: Freiwillige, zusätzliche freie Tage könnten eingeführt werden – sofern es betrieblich möglich ist.
  • Gesteuerte Lernzeiten: Statt Ferien könnten fixe Lernzeiten während der Arbeitszeit eingeräumt werden, damit Lernende gezielter schulische Inhalte vertiefen können.

Solche Vorschläge zeigen einen pragmatischen Zugang, der sowohl Betrieben als auch Lernenden entgegenkommen will – ohne pauschale gesetzliche Anpassungen.

Gegenwind: Forderungen zu einseitig?

Kritik kommt vor allem von wirtschaftsnahen Stimmen. Sie stellen infrage, ob junge Menschen zu viele Sonderrechte erhalten sollten. «Wer jetzt mit acht Wochen Ferien startet, ist später kaum gewappnet für den Ernst des Berufslebens», formuliert ein Unternehmer offen. Das Leben bestehe aus Herausforderungen – und das Erlernen von Belastbarkeit gehört aus ihrer Sicht zur Ausbildung dazu.

Für manche ist das Anliegen Symptom eines grundlegenden Mentalitätswandels. «Wir erziehen keine Fachkräfte mehr, sondern versuchen, das Leben zu vereinfachen, bevor es überhaupt begonnen hat», kommentiert ein Bildungsexperte skeptisch.

Gesellschaft diskutiert kontrovers

Die Petition hat eine Debatte ausgelöst, die weit über die Bildungsfrage hinausgeht: Welche Rollen und Ansprüche haben Jugendliche heute? Was darf man ihnen zumuten – und was muss man ihnen ermöglichen? Viele argumentieren aus Sorge um die psychische Gesundheit junger Menschen oder mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel in der Schweiz. Andere sehen eine Schieflage, wenn Lernende gegenüber anderen Arbeitnehmenden bevorzugt behandelt werden.

Klar ist: Die Diskussion ist angestossen – und sie beschäftigt nicht nur Schulen und Ausbildungsbetriebe, sondern die gesamte Gesellschaft. Ob es zur Umsetzung kommen wird, hängt nun von den politischen Entscheidungsträgern ab. Doch die Richtung ist gesetzt: Die Ausbildungslandschaft steht vor einer potenziell tiefgreifenden Veränderung.

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