Mehrfachjobs als Ausweg: Schweizerinnen und Schweizer arbeiten immer öfter nebenbei

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Mehrfachjobs als Ausweg: Schweizerinnen und Schweizer arbeiten immer öfter nebenbei

Nebenerwerb wird in der Schweiz zunehmend zur Normalität. Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen, neben ihrer Hauptbeschäftigung ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften. Der Grund dafür liegt in den stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, anhaltender Inflation und kaum noch leistbaren Mieten in Städten wie Zürich, Basel oder Genf.

Laut aktuellen Daten haben rund 18 Prozent der Erwerbstätigen mehr als einen Job – Tendenz deutlich steigend. Was früher als Ausnahme galt, wird nun zur festen Realität in der Schweizer Erwerbslandschaft. Besonders betroffen sind Menschen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren – jene Lebensphase, in der familiäre und berufliche Verantwortung oft gleichzeitig ansteigen.

Ein Wirtschaftsexperte fasst das Problem zusammen: „Das durchschnittliche Gehalt reicht vielerorts nicht mehr aus, um Fixkosten wie Miete, Krankenkasse und Lebensmittel zu decken.“ Alleinerziehende und Berufseinsteiger leiden laut Experten besonders unter dieser Entwicklung.

Die Vielfalt der Nebenjobs zeigt, wie erfinderisch die Bevölkerung geworden ist. Beispiele für zusätzliche Tätigkeiten:

  • Einsätze bei Lieferdiensten
  • Aushilfen im Detailhandel
  • IT-Support oder Grafikdesign
  • Nachhilfe & Privatunterricht
  • Freiberufliche Projekte über Online-Plattformen

Die Flexibilität dieser Jobs wirkt zunächst attraktiv, bringt jedoch erhebliche Risiken mit sich: überlange Arbeitszeiten, kaum Möglichkeit zur Erholung und eine zunehmende mentale Erschöpfung. Eine Zürcherin, die tagsüber im Büro arbeitet und abends in einer Bar kellnert, sagt: „Ich bin permanent müde. Aber ohne zweiten Job krieg ich es finanziell einfach nicht hin.“

Sowohl Gewerkschaften als auch Wirtschaftsverbände sehen den Trend mit Sorge. Die zunehmenden Mehrfachjobs deuten auf strukturelle Mängel hin – insbesondere in Bezug auf:

  • Unzureichende existenzsichernde Löhne
  • Fehlenden bezahlbaren Wohnraum
  • Zu hohe Steuerbelastung für mittlere und untere Einkommen
  • Mangel an günstiger oder kostenloser Kinderbetreuung

Ob sich der Trend der Mehrfachbeschäftigung zu einem dauerhaften Merkmal der Schweizer Arbeitswelt entwickelt oder lediglich ein Symptom der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist, bleibt offen. Fest steht jedoch: Für viele ist ein zweiter oder sogar dritter Job längst keine freiwillige Entscheidung mehr – sondern bittere Realität.

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