Missgeschick in Wil: Kehrmaschine zerstört internationale Strassenkunst

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Missgeschick in Wil: Kehrmaschine zerstört internationale Strassenkunst

Wil (SG) – Eine internationale Kunstaktion in der Wiler Altstadt hat ein abruptes und unerwartetes Ende gefunden: Eine städtische Kehrmaschine zerstörte am Montagmorgen mehrere aufwendig gestaltete Kreidekunstwerke. Von Seiten der Stadt Wil wird der Vorfall als ein Missverständnis bezeichnet – während die Reaktionen aus der Kunstszene zwischen Enttäuschung und Unverständnis schwanken.

Über das vergangene Wochenende hinweg verwandelte sich die Altstadt in eine offene Galerie unter freiem Himmel. Kunstteams aus verschiedenen Ländern nutzten das historische Pflaster als riesige Leinwand. Es entstanden farbenprächtige Porträts, tierische Szenen und beeindruckende 3D-Kunstwerke mit Kreide. Die ursprüngliche Idee war, dass die Werke durch natürliche Einflüsse wie Regen oder Sonne allmählich verblassen. Diese sanfte Verwandlung wurde jedoch durch eine Reinigung mit schwerem Gerät abrupt beendet.

Am Montagmorgen fuhr eine Kehrmaschine durch die Gassen und überrollte dabei zahlreiche Kunstwerke. Laut Stadtverwaltung war zwar eine Reinigung vorgesehen, jedoch fehlte es an einer klaren Absprache, welche den Schutz der empfindlichen Bilder sichergestellt hätte.

Der Verein StreetArt-Swiss, Organisator des Events, zeigte sich schockiert:

„Das war ein unsäglicher Akt der Zerstörung – beinahe so, als hätte man sich vorsätzlich gegen die Kunst gewendet.“

Mindestens drei Werke wurden laut Organisator vollständig zerstört. Besonders tragisch: Ein aufwendig gestaltetes 3D-Bild mit Ameisenmotiv wurde zusätzlich beim Abbau eines städtischen Festes von einem Stapler beschädigt. Auch die vielen von Kindern geschaffenen Kreidebilder wurden unwiederbringlich entfernt – ein emotional schwer zu verkraftender Verlust.

In einer weiteren Stellungnahme des Veranstalters heißt es:

„Strassenmalerei darf durch Sonne, Wind oder Regen verschwinden – aber nicht durch eine Kehrmaschine.“

Die Enttäuschung findet vor allem in den sozialen Netzwerken starken Ausdruck. Hunderte Menschen äußern sich kritisch über das Vorgehen der Stadt:

  • „Eine verpasste Chance für bleibende Eindrücke.“
  • „Fehlende Sensibilität für kreative Projekte im öffentlichen Raum.“
  • „Warum lässt man das Festival zu, wenn man es am nächsten Tag wieder wegräumt?“

Die Stadt Wil zeigt sich einsichtig und sprach von einem internen Kommunikationsfehler. Eine mündliche Absprache mit dem Werkhof sah vor, die Kunstwerke bei gutem Wetter zu verschonen. Damit ähnliche Vorfälle in Zukunft vermieden werden, sollen künftig klarere Vereinbarungen getroffen und die Reinigungsroutinen besser auf Veranstaltungen abgestimmt werden.

Ein kleiner Trost bleibt: Einzelne große 3D-Kunstwerke konnten dank eines speziellen Bindemittels in den Kreidefarben dem Kehrmaschineneinsatz zumindest teilweise standhalten. Trotzdem bleibt der Vorfall ein schwerer Rückschlag für das Festival, das mit internationaler Zusammenarbeit und viel Hingabe der Öffentlichkeit kreatives Leben schenken wollte.

Ob das Streetart-Festival eine zweite Ausgabe erfahren wird, ist noch unklar. Die Veranstalter kündigten jedoch Gespräche mit der Stadt an, um einerseits den Fortbestand der Veranstaltung zu sichern und andererseits Schutzmassnahmen für zukünftige Kunstveranstaltungen zu entwickeln.

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