Schnuller-Trend bei Erwachsenen: Zwischen Stressbewältigung und Zahnschäden
Ein neuer Trend sorgt aktuell für Aufsehen, insbesondere auf Plattformen wie TikTok: Erwachsene greifen immer häufiger zum Schnuller, um mit Stress besser umzugehen. Ursprünglich als Beruhigungsmittel für Babys gedacht, erlebt der „Nuggi“ nun ein überraschendes Comeback – diesmal für Erwachsene.
Seinen Ursprung hat der Trend in China, genauer gesagt auf Douyin, der chinesischen Variante von TikTok. Dort tauchten erste Clips auf, in denen Menschen den Schnuller zur Beruhigung nutzen. Der Markt reagierte schnell: Online-Händler bieten mittlerweile Schnuller speziell für Erwachsene an – in verschiedenen Grössen und Designs. Diese Produkte werden als Einschlafhilfe, Stresslöser und sogar als Unterstützung beim Raucherentzug beworben.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Eine Nutzerin berichtet, dass sie den Schnuller beim Lernen verwendet, um sich besser fokussieren zu können. Für viele Menschen ist das Nuckeln eine Erinnerung an die Geborgenheit der Kindheit. Besonders Menschen mit ADHS berichten von einer positiven Wirkung, denn das gleichmässige Saugen kann helfen, sensorische Reize zu filtern und die Konzentration zu steigern.
Auch aus der Unterhaltungsbranche kommt Unterstützung: Sängerin Hera Lind (nicht zu verwechseln mit der bekannten Autorin) kommentierte augenzwinkernd: „Wären Schnuller wieder salonfähig, wäre die Welt sicher entspannter – und wir hätten mehr zu lachen.“
Doch der Trend bleibt nicht ohne Kritik. Zahnärztin Dr. Hannah Selzner sieht gesundheitliche Risiken: „Ein langfristiger Gebrauch kann zu einem offenen Biss führen“, erklärt sie. Dabei neigen sich die Frontzähne nach aussen, was wiederum den Kiefer langfristig schädigen könnte. Besonders Menschen mit Parodontitis sind gefährdet, da ihre Zahnstruktur bereits geschwächt ist.
Allerdings gibt die Expertin auch teilweise Entwarnung: Die gelegentliche Nutzung – beispielsweise zum Einschlafen – sei in der Regel unbedenklich. Wichtig sei es, auf die eigene körperliche Reaktion zu achten und bei Beschwerden einen Zahnarzt aufzusuchen.
In den sozialen Medien überwiegt dennoch die positive Resonanz. Einige Stimmen aus der Community:
- „Mir hilft er wirklich, wenn ich nervös bin.“
- „Ich nutze den Schnuller nachts statt einer teuren Zahnschiene gegen Zähneknirschen – das spart mir einiges an Geld.“
Ob dieser Trend eine langfristige Wirkung hat oder lediglich ein vorübergehender Hype ist, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Das Thema Selbstregulation im Alltag wird durch solche Trends neu beleuchtet – irgendwo zwischen kindlicher Nostalgie, modernen Ängsten und medizinischer Beratung.