Ein Jahr BNE an Gymnasien – Wie neutral ist der Unterricht wirklich?

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Ein Jahr BNE an Gymnasien – Wie neutral ist der Unterricht wirklich?

Seit August 2024 ist die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ein fester Bestandteil an Schweizer Gymnasien. Das Ziel dieses Konzepts ist es, Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend für Themen der nachhaltigen Zukunft zu sensibilisieren. Dabei sollen Kenntnisse und Kompetenzen in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gestärkt werden, um junge Menschen zu verantwortungsbewussten Mitgliedern der Gesellschaft auszubilden.

Die BNE verfolgt einen ganzheitlichen Bildungsansatz, der über reine Wissensvermittlung hinausgeht. Ziel ist es auch, Werte und Handlungskompetenzen zu fördern – etwa in Bereichen wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt oder generationenübergreifende Verantwortung.

Wie neutral bleibt der Unterricht?

Bereits vor der offiziellen Einführung regten sich kritische Stimmen. Zahlreiche Bildungsakteure äusserten Bedenken hinsichtlich einer möglichen politischen Einseitigkeit. Die Sorge: Lehrpersonen könnten ihre persönliche Haltung – insbesondere eine politische Ausrichtung nach links – in den Unterricht einbringen und damit die notwendige staatliche Neutralitätspflicht verletzen.

Nun, ein Jahr nach der Einführung, stellt sich die Frage, wie sich die BNE in der Praxis zeigt:

  • Wie erleben Schülerinnen und Schüler das neue Lernkonzept?
  • Welche Themen werden behandelt – geht es um Umweltschutzprojekte, nachhaltige Wirtschaft, Konsumverhalten oder gendergerechte Sprache?
  • Finden sachliche Auseinandersetzungen statt, oder überwiegen aktivistische Ansätze?

Einige Schulen berichten von innovativen Projekten, Kooperationen mit Umweltorganisationen und Exkursionen zum Thema Ressourcen. Auch im Mathematikunterricht flossen neue Inhalte wie das Berechnen des CO₂-Fussabdrucks ein. Solche fächerübergreifenden Ansätze zeigen, wie breit BNE umgesetzt werden kann.

Andere Lehrpersonen bleiben bei einem stärker faktenbasierten Unterricht und fördern politische Diskurse, ohne diese zu beeinflussen. Doch genau diese Bandbreite in der Umsetzung macht die Debatte um Neutralität so komplex.

Wie politisch darf Schule sein?

Die zentrale Frage bleibt: Wie politisch darf Schule sein, ohne ihre Neutralität zu verlieren? In einem modernen Bildungssystem ist politische Bildung unverzichtbar. Wichtig dabei ist eine ausgewogene und reflektierte Vermittlung. Schülerinnen und Schüler sollen verschiedene Perspektiven kennenlernen und Meinungsvielfalt erleben können – ohne sich vereinnahmt zu fühlen.

Ob und wie das gelingt, hängt stark vom didaktischen Gespür und der persönlichen Haltung jeder einzelnen Lehrkraft ab. Da diese Faktoren schwer messbar sind, bleibt die Diskussion um Neutralität eine Herausforderung.

Eines ist jedoch sicher: Die Debatte um die richtige Ausgestaltung der BNE wird uns weiter begleiten. Im zweiten Jahr ihrer Umsetzung kommt es nun zunehmend darauf an, transparente, reflektierte und schülerorientierte Methoden zu finden – für eine zukunftsorientierte und faire Bildung.

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