Jackie Chan kritisiert Profitgier in der modernen Filmindustrie
Locarno – Action-Legende Jackie Chan hat beim renommierten Filmfestival in Locarno mit deutlichen Worten die zunehmende Kommerzialisierung in der heutigen Filmindustrie angeprangert. Anlässlich der Verleihung des «Pardo alla Carriera» für sein Lebenswerk kritisierte der 71-jährige Star besonders die Entwicklung moderner Filmstudios.
„Ich glaube, die alten Filme waren besser als die heutigen“, sagte Chan im Rahmen einer Gesprächsrunde nach der Vorführung seiner Klassiker «Project A» und «Police Story». Er führte aus, dass viele heutige Studios keine künstlerische Vision mehr hätten: „Heute sind viele grosse Studios keine Filmemacher mehr. Es sind Geschäftsleute. Man steckt 40 Millionen Dollar in ein Projekt und fragt sich zuerst: Wie bekomme ich das zurück?“
Eine einzigartige Karriere
Jackie Chans Kritik kam nicht nur aus einer Konsumentenperspektive, sondern aus der eines vielseitigen und erfahrenen Branchenkenners. Seit über fünf Jahrzehnten ist Chan im Filmgeschäft tätig und hat dabei fundiertes Wissen in nahezu jedem Bereich des Films entwickelt – von der Regie über Schauspiel bis zur Tontechnik und Stuntkoordination.
Mit einem Schmunzeln sagte er: „In ganz Asien gibt es nur zwei Regisseure, die wirklich alles können – Sammo Hung und mich. Und ich bin ein bisschen besser – ich kann auch singen.“ Das Singen habe er eigens gelernt, um seine Karriere vielseitiger zu gestalten.
Vom Stuntman zum Allround-Künstler
Gerade in amerikanischen Produktionen fühlte sich Chan häufig auf seine körperlichen Fähigkeiten reduziert. Diese Erfahrungen motivierten ihn, seine anderen Talente weiterzuentwickeln. Er vertiefte sich in Dramaturgie, Gesang und Regie – mit dem Ziel, als vollwertiger Künstler wahrgenommen zu werden.
Weniger Kalkül, mehr Leidenschaft
Seine Worte sorgten international für Aufmerksamkeit. Viele Branchenkenner sehen in Chans Aussagen einen notwendigen Appell: Das Kino dürfe nicht nur aus Streaming-tauglichen, schnell berechneten Inhalten bestehen. Stattdessen sollten wieder mutige Visionen und die Freude am Erzählen in den Vordergrund rücken.
Locarno ehrte nicht nur Chans Hollywood-Erfolge, sondern auch seinen beispiellosen Einfluss auf das asiatische Kino der 80er- und 90er-Jahre. Mit seinem einzigartigen Mix aus Humor, körperlicher Präzision und künstlerischem Anspruch bleibt er weltweit ein Symbol für kreatives Filmschaffen.
Ein klarer Appell an die Branche
Jackie Chans bewegender Auftritt war mehr als ein Dank – es war ein leidenschaftlicher Weckruf an die gesamte Filmwelt. Sein Appell richtet sich an junge Filmschaffende und etablierte Studios gleichermaßen:
- Qualität darf niemals dem schnellen Gewinn untergeordnet werden
- Erfahrung und künstlerische Tiefe sind durch Technik und Marketing nicht zu ersetzen
- Der wahre Geist des Films lebt durch Leidenschaft, Mut und Authentizität
Mit seinen Worten hat Jackie Chan ein starkes Zeichen gesetzt – für mehr echte Kunst im Kino, auch in einer Welt voller Algorithmen und Gewinnmaximierung. Seine Lebensleistung bleibt nicht nur Vorbild, sondern auch Inspiration für eine neue Generation von Filmschaffenden.