Street Parade Zürich: Raver campieren illegal und feiern ausgelassen am Mythenquai
Illegales Zelten, wilde Partys und italienische Lebensfreude am Zürcher Mythenquai
Zürich – Noch bevor die Street Parade offiziell startet, verwandelt sich der Mythenquai in Zürich in einen pulsierenden Hotspot der internationalen Technoszene – laut, wild und weitgehend ungenehmigt. Seit Freitagabend versammeln sich dort hunderte Raverinnen und Raver, insbesondere aus Italien, Deutschland und Spanien, um trotz Verbot ihre Zelte aufzuschlagen. Obwohl die Parade erst am Nachmittag beginnt, hat die ausgelassene Feier längst begonnen.
Die Atmosphäre erinnert mehr an ein Sommerfestival als an eine spontane Vorparty: Überall ertönen Techno-Beats, zwischen improvisierten Zeltlagern wird gegrillt, getanzt und gelacht. Die Stadtpolizei Zürich zeigt Präsenz, hält sich aber bisher zurück. Eine Beamtin erklärt: „Solange es friedlich bleibt, greifen wir nicht ein.“ Trotz des generellen Zeltverbots in Zürich dulden die Behörden das Treiben am Seeufer.
Stimmen vom Seeufer: Camping trotz Verbot
Leonardo (31) aus Bergamo ist bereits mehrfach am Mythenquai gewesen. Für ihn steht fest: „Das Camping hier ist geiler als die Street Parade.“ Mit Freunden reiste er über fünf Stunden an und hat sich mit Zelt und Wohnwagen gut eingerichtet.
Auch Sofia (20) aus Turin hat mit 20 Freunden Zelte direkt vor dem Zürcher Obergericht aufgeschlagen – angeblich ohne zu wissen, dass das Campieren verboten ist. „Wir schlafen im Bus, das Zelt ist nur fürs Gepäck“, sagt sie. Eine Sichtweise, die sie offenbar mit vielen anderen teilt.
Eine Szene voller Energie – und Routine
Die Mehrheit der Camper stammt aus Italien. Diego (18) aus Turin ist bereits zum sechsten Mal in Zürich und kennt die Gegebenheiten gut. Tagsüber trinkt er Seeradler – „schmeckt wie Limo“, scherzt er. Auch viele Deutsche pilgern jedes Jahr wieder an den Mythenquai. Eine Gruppe aus dem Allgäu bezeichnet sich bereits als Stammbesetzung.
„Das Camping gehört den Italos“, sagt ein Raver lachend. Zwar finden nächtliche Polizeikontrollen statt, auch auf Drogen, doch die Stimmung bleibt dabei freundlich und entspannt.
Nicht nur für junge Wilde
Doch nicht alle Besucher campieren: Sabine und Petra, beide um die 60, sind aus München angereist, aber bevorzugen den Komfort eines Hotels im Stadtzentrum. „Teuer, aber man gönnt sich ja sonst nichts“, meint Petra mit einem Glas Aperol Spritz in der Hand. Sie loben die gelassene Atmosphäre: „Ganz anders als bei uns in Deutschland.“
Zwischen Ausnahmezustand und Volksfest
Schon vor Beginn der offiziellen Parade verwandelt sich der Mythenquai in ein informelles Festivalgelände. Musik, Grillfeuer, badende Menschen im See und bunt geschmückte Autos sorgen für mediterranes Flair – Zürich wirkt wie im Ausnahmezustand.
Die Feier ist in vollem Gange. Auch wenn nicht alles legal ist, empfinden viele die Atmosphäre als Rückkehr zur Lebensfreude – besonders nach den Jahren der Einschränkungen.