Studenten simulieren Leben auf dem Mond in der Gotthardfestung

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Studierende simulieren Mondleben in der Gotthardfestung – Hightech-Training in alpiner Isolation

In einem ehemaligen Militärbunker tief im Schweizer Alpenmassiv starteten neun internationale Studierende ein aussergewöhnliches Projekt: Eine bis zu 18-tägige Mondstations-Simulation, abgeschottet von Tageslicht, Internet und direkten sozialen Kontakten. Diese realitätsnahe Übung wurde von der studentischen Initiative Asclepios organisiert, die an der ETH Lausanne (EPFL) entstanden ist. Ziel dieser Initiative ist es, jungen Talenten praxisnahe Raumfahrterfahrungen zu ermöglichen und sie auf zukünftige Weltraumprojekte vorzubereiten.

Mondstation im Felsmassiv: Isolation, Gefriertrocknung & Struktur

Der Bunker Sasso San Gottardo diente als Kulisse und wurde in eine simulierte Mondbasis verwandelt. Die Bedingungen orientierten sich an jenen, wie sie Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond begegnen könnten. Für die Teilnehmenden bedeutete das: Leben in völliger Isolation, ohne Sonnenlicht, soziale Medien oder Kontakt zur Aussenwelt. Die Nahrung beschränkte sich auf gefriergetrocknete Kost – eine alltägliche Herausforderung für die Geschmackssinne.

„Nach einigen Tagen schmeckt fast alles gleich“, erzählt Pedro (23) aus Portugal mit einem Lächeln. Gewürzhelfer wie Tabasco und Sojasauce wurden zur heimlichen Rettung des Essensalltags. Der Tagesablauf war strikt durch das Kontrollzentrum geplant – eine Übung, die den Arbeitsalltag zukünftiger Astronauten nachvollziehbar machte.

Emotionen im Bunker: Geburtstage im Orbitgefühl

Neben den technischen Herausforderungen spielte auch der emotionale Aspekt eine Rolle. Zwei Teilnehmende feierten ihren Geburtstag unter künstlicher Beleuchtung, getrennt von ihren Familien. Dennoch blieben die Erinnerungen positiv. „Es war irgendwie befreiend, mal keine News und keine Notifications zu bekommen“, meint Max (21), ein Medizinstudent. Er wäre gern länger geblieben: „Ich bin traurig, dass es vorbei ist.“

Max träumt von einer Zukunft im All, trotz der bekannten Hürden: „Wenn sich die Gelegenheit ergibt, bewerbe ich mich – aber ich weiss, wie hart der Auswahlprozess ist.“

Lauren denkt strategisch: NASA statt Rakete

Lauren (23) verfolgt einen anderen Ansatz. Sie arbeitet an ihrer Dissertation über Raumfahrttechnologie und ist bereits für die NASA tätig. Ihr Ziel ist es nicht, selbst ins All zu fliegen, sondern sicherzustellen, dass Missionen gut geplant verlaufen. Besonders kritisch sieht sie Vorhaben wie den Bau eines Atomreaktors auf dem Mond: „Bevor wir solche Schritte gehen, sollten wir die Basis – also sichere Mondlandungen – perfektionieren.“

Gotthard als Raumfahrt-Testareal: Warum die Schweiz ideal ist

Die Gotthardfestung wurde nicht zufällig gewählt. Mit ihrer stabilen Struktur, der isolierten Lage und ihren technischen Anpassungsmöglichkeiten bietet sie ideale Bedingungen für Raumfahrtsimulationen. Der abgeschottete Bunker verwandelt sich so in ein hochmodernes Forschungslabor mitten in den Alpen.

Dieses Projekt unterstreicht, dass die Schweiz ein ernstzunehmender Innovationsstandort im Bereich Raumfahrt und Wissenschaft ist. Die Kombination aus alpiner Abgeschiedenheit und internationalem Know-how liefert perfekte Bedingungen für realitätsnahe Trainingsmissionen.

Für die Studierenden war die Teilnahme ein wertvoller Erfahrungsgewinn – eine Kombination aus wissenschaftlicher Herausforderung, emotionaler Selbsterfahrung und der inspirierenden Vision einer interplanetaren Zukunft. Ausgerechnet in einem alten Bunker könnte somit der erste Schritt in Richtung Mondmission gesetzt worden sein.

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