West-Nil-Virus in Italien fordert erneut Todesopfer: Behörden reagieren mit Schutzmassnahmen
Das West-Nil-Virus hat in Italien erneut Todesopfer gefordert. Seit Jahresbeginn sind laut offiziellen Angaben mindestens elf Menschen an den Folgen dieser viralen Infektion gestorben. Betroffen sind 31 Provinzen in insgesamt zehn italienischen Regionen, was die dortigen Behörden zu raschen Schutzmassnahmen veranlasst hat.
Drastischer Anstieg der Infektionszahlen
Nach Angaben des Istituto Superiore di Sanità (ISS) wurden bis zum 30. Juli insgesamt 89 schwere Infektionen registriert. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es gerade einmal 13 Fälle, ohne Todesopfer. Besonders kritisch ist die Lage in der Region Latium, südlich von Rom.
Hier wurde bereits im Juli eine spezialisierte Taskforce eingerichtet, um Früherkennung und Prävention zu verbessern. Parallel dazu wurden gezielte Massnahmen zur Reduktion der Mückenpopulation intensiviert – insbesondere der Culex pipiens, dem Hauptüberträger des Virus.
Hotspot in der Pontinischen Ebene
Ein kritisches Gebiet stellt die Pontinische Ebene dar. Diese vormals sumpfige Region südlich von Rom bietet durch Kanäle und dichte Vegetation ideale Brutplätze für Mücken, vor allem während der feuchten und warmen Sommermonate.
Besonders gefährdet: Ältere und immungeschwächte Menschen
Die bisherigen Todesopfer waren allesamt über 71 Jahre alt und litten an Vorerkrankungen. In einem Fall handelte es sich um eine Person mit vorangegangener Herztransplantation. Zwar verlaufen viele Infektionen asymptomatisch oder nur mild, es kann jedoch zu schweren neurologischen Komplikationen wie Meningitis oder Enzephalitis kommen. Die Letalitätsrate beträgt etwa 0,1 Prozent.
Schutz durch Bluttests und Prävention
Italien hat angeordnet, dass alle Blutspenden aus Risikogebieten einem Nukleinsäuretest (NAT) unterzogen werden. Dieser Test erkennt das Virus im Blut lange vor Auftreten erster Symptome. Seit Einführung der Tests 2020 konnten so über 230 infizierte Spender frühzeitig identifiziert werden.
Auch die Schweiz zeigt sich wachsam. Zwar sind dort bislang keine lokalen Übertragungen bekannt, jedoch wurden mehrfach importierte Fälle dokumentiert. Schweizer Blutspendedienste führen ebenfalls NAT-Tests durch und verschieben Spenden von Rückkehrern aus betroffenen Gebieten vorsorglich.
Aktuell kein Impfstoff – Schutz durch Verhalten
Ein Impfstoff gegen das Virus existiert bisher nicht. Umso wichtiger sind präventive Massnahmen im Alltag:
- Vermeidung von stehendem Wasser in Untersetzern, Regentonnen oder Eimern
- Tragen von körperbedeckender Kleidung in der Dämmerung
- Anbringung von Fliegengittern an Fenstern und Türen
- Verwendung von Insektenschutzmitteln mit Wirkstoffen wie Deet, Icaridin oder PMD
Besonders empfindliche Gruppen wie Schwangere, Kinder, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sollten bei Outdoor-Aktivitäten erhöhte Vorsicht walten lassen.
Vorsicht, aber keine Panik
Das italienische Gesundheitsministerium mahnt zur Umsicht, warnt aber ausdrücklich vor Panikmache. Erste Erfolge der ergriffenen Massnahmen sind bereits sichtbar, und die Überwachung wird weiter ausgebaut. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass das Virus wie schon seit den späten 1990er-Jahren auch künftig saisonale Rückkehrer sein wird – nicht nur in Italien, sondern europaweit.
Empfehlung für Reisende
Personen, die in betroffene Gebiete reisen oder dort leben, sollten bei grippeähnlichen Symptomen nach Aufenthalt im Freien sofort ärztlichen Rat einholen. Frühzeitige Diagnose kann lebensbedrohliche Komplikationen verhindern.
Experten betonen die Bedeutung einer engen regionalen und internationalen Zusammenarbeit zur effektiven Eindämmung. Vor Reiseantritt sollte man sich über aktuelle Risikogebiete und empfohlene Schutzmassnahmen über offizielle Gesundheitsportale oder ärztliche Beratung informieren.