Vertrauliche ChatGPT-Inhalte trotz Löschung weiterhin abrufbar
Private und sensible ChatGPT-Verläufe sind auch nach ihrer Löschung weiterhin im Internet auffindbar – ein alarmierender Hinweis auf bestehende Datenschutzrisiken beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
Recherchen zeigen, dass über 100.000 Konversationen, die über die Plattform ChatGPT geführt und ursprünglich geteilt wurden, nach wie vor über Suchmaschinen wie Google, Bing oder DuckDuckGo erreichbar sind. Dabei decken die Gespräche einen weiten inhaltlichen Bereich ab – von Themen wie psychischen Erkrankungen und Abhängigkeit bis hin zu vertraulichen Unternehmensinformationen.
Hintergrund dieser Problematik ist eine mittlerweile deaktivierte Funktion von OpenAI, mit der es möglich war, Chatverläufe öffentlich auffindbar zu machen. Die Option „Diesen Chat auffindbar machen“ wurde von vielen Anwenderinnen und Anwendern genutzt, ohne sich der aus Datenschutzperspektive problematischen Konsequenzen bewusst zu sein. Durch die Freigabe wurden diese Unterhaltungen von Suchmaschinen indexiert – und blieben trotz nachträglicher Löschung im Internet bestehen.
Obwohl OpenAI diese Funktion am 1. August 2025 abgeschaltet hat und Schritte zur De-Indexierung von Suchmaschineneinträgen unternahm, bleiben bereits archivierte Inhalte weiterhin online verfügbar – insbesondere auf Langzeitarchivierungsplattformen wie Archive.org.
Nach Angaben der Analyseplattform Digital Digging sind derzeit über 110.000 öffentliche Chat-Links im Archiv der Wayback Machine abrufbar. Mark Graham, Direktor der Wayback Machine, gibt an, dass es bislang keine formelle Löschanfrage von OpenAI gegeben hat.
Die archivierten Gespräche beinhalten zum Teil persönliche Geständnisse, vertrauliche Daten sowie mögliche Hinweise auf rechtliche Vergehen. Auch wenn viele Beiträge anonymisiert wurden, lässt sich in bestimmten Fällen anhand des Kontexts auf die Identität von Nutzenden schließen. Damit steigt die Gefahr des Datenmissbrauchs erheblich.
Die Vorfälle machen deutlich, wie wichtig digitaler Selbstschutz und ein reflektierter Umgang mit KI-Werkzeugen sind. Fachleute geben hierzu folgende Empfehlungen:
- Teile keine vertraulichen Informationen über KI-Tools, wenn du dir über die Verwendung und Speicherung nicht vollkommen sicher bist.
- Überprüfe in regelmässigen Abständen die Datenschutzeinstellungen deines OpenAI-Kontos.
- Suche im Bereich „Datenkontrollen“ gezielt nach öffentlich geteilten Links und lösche sie bei Bedarf.
Wichtig zu verstehen ist: Selbst wenn ein Link im eigenen Nutzerkonto gelöscht wird, bedeutet das nicht, dass Kopien auf Archivportalen automatisch entfernt werden. Dadurch bleibt ein Restrisiko bestehen – welches nur durch verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit digitalen Tools verringert werden kann.
Diese Entwicklung wirft zentrale Fragen zur digitalen Verantwortung, zur Transparenz im Umgang mit personenbezogenen Daten und zur Rolle moderner Archive im KI-Zeitalter auf. Wer KI-Angebote sicher nutzen möchte, sollte jetzt seine Datenschutzstrategie überdenken – bevor kleine Unachtsamkeiten zu ernsthaften Folgen führen.