Mysteriöser Schleim im Forschungsschiff enthält unbekannte Mikroben

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Mysteriöser Schleim im Forschungsschiff enthaelt unbekannte Mikroben

Ein rätselhafter Fund an Bord des US-Forschungsschiffs „Blue Heron“ sorgt derzeit weltweit für Aufsehen: In einem abgedichteten Bereich nahe des Ruders entdeckte die Crew eine schwarze, klebrige Schleimschicht. Diese unscheinbare Substanz, die intern unter dem Namen „ShipGoo001“ geführt wird, enthält bislang nicht identifizierte Mikroorganismen.

Das Schiff befand sich auf den Grossen Seen – einem der weltweit grössten Süßwasserreservoire zwischen den USA und Kanada – auf Forschungsfahrt. Erst nach der Rückkehr, bei einer Routinekontrolle, wurde die seltsame Masse entdeckt. Doug Ricketts, leitender Forscher am Large Lakes Observatory, war verblüfft: „Die Zusammensetzung war uns völlig unbekannt – wir dachten zuerst an ein technisches Problem.“

Unbekannte Mikroben in extremer Umgebung

Laboranalysen an der University of Minnesota Duluth zeigten, dass der Schleim biologisch aktiv ist und genetisch einzigartige Mikrobenzusammensetzungen enthält. Bemerkenswert ist, dass diese Mikroorganismen in extremen Bedingungen gedeihen: ohne Sauerstoff, mit nur minimalen Nährstoffen – und das in einem Teil des Schiffs, der bislang nicht mit Leben in Verbindung gebracht wurde.

Interessanterweise zeigten genetische Vergleiche Ähnlichkeiten mit Mikroben aus verschiedenen Teilen der Welt:

  • Mittelmeer
  • Deutschland
  • Kalifornien

Doch trotz gewisser Parallelen unterscheiden sich die entdeckten Mikroben deutlich – eine eindeutige Zuordnung scheint derzeit nicht möglich.

Potenzial für bioenergetische Forschung

Aus technologischer Sicht besonders spannend: Einige dieser Mikroben produzieren Methan – ein Gas mit grossem Potenzial für die Energiegewinnung. Die denkbare Nutzung solcher Lebensformen zur Herstellung von Biokraftstoffen eröffnet neue Wege in der nachhaltigen Energieversorgung.

Ob der Schleim natürlichen Ursprungs ist oder durch langfristige Prozesse an Bord des Schiffs entstanden ist, bleibt noch unklar. Doch der biotechnologische Nutzen scheint vielversprechend.

Offene Fragen: Ursprung und Zeitpunkt der Entstehung

Bei früheren Inspektionen, zuletzt im Jahr 2021, war keine Spur der Substanz zu erkennen. Das wirft neue Fragen auf:

  1. Ist „ShipGoo001“ ein neu entstandenes biologisches Phänomen?
  2. Handelt es sich möglicherweise um Rückstände, die erst jüngst bemerkbar wurden?

Jeffrey Marlow, Biologe an der Universität Boston, betont: „Wir haben Leben dort gefunden, wo niemand danach gesucht hätte. Das zeigt, wie wichtig es ist, keine vorschnellen Schlüsse über Lebensräume zu ziehen.“

Eine Mahnung an die wissenschaftliche Gemeinschaft

Der Fund dient als Erinnerung an die Bedeutung genauer Beobachtungen sowie an die Notwendigkeit eines offenen wissenschaftlichen Denkens – besonders im technologischen Kontext. Wäre die Schleimschicht übersehen worden, hätte die Wissenschaft womöglich einen der bedeutendsten mikrobiologischen Funde der letzten Zeit verpasst.

Ob „ShipGoo001“ Hinweise über die Entstehung von Leben unter Extrembedingungen liefern kann oder Ansätze für nachhaltige Technologien bietet – die bevorstehenden Monate wissenschaftlicher Analyse versprechen spannende Erkenntnisse.

Fest steht: Unsere hochentwickelte Technik eröffnet ungeahnte biologische Räume – manchmal durch reinen Zufall.

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