Schweizer Wirtschaft unter Druck: Trumps Strafzölle erschüttern Märkte
Trump-Schock trifft Schweizer Wirtschaft: 39-Prozent-Strafzölle erschüttern Börse und Unternehmen
Die Schweizer Wirtschaft steht vor einer massiven Belastung: US-Präsident Donald Trump kündigte überraschend Strafzölle in Höhe von 39 Prozent auf Schweizer Exportgüter an. Damit erhebt die USA den bisher härtesten Zolltarif gegen ein europäisches Land. Die Reaktion der Finanzmärkte ließ nicht lange auf sich warten – bereits am ersten Handelstag nach dem Nationalfeiertag verzeichnete die Schweizer Börse starke Verluste, und Unternehmen stehen unter enormem Anpassungsdruck.
Der Swiss Market Index (SMI) startete am Montagmorgen mit einem deutlichen Minus von 1,8 Prozent. Besonders starke Verluste erlitten exportorientierte Unternehmen:
- Logitech: -3,7 %
- Swatch: -3,2 %
- UBS: -3 %
Am stärksten betroffen sind jene Branchen, die besonders auf internationale Märkte angewiesen sind, wie die Uhrenindustrie, der Maschinenbau und die Pharmaunternehmen.
Schweiz zahlt den höchsten Preis
Der neue US-Zollsatz platziert die Schweiz nahezu unter den global am stärksten betroffenen Ländern. Nur Syrien (41 %) und Myanmar (40 %) stehen noch schlechter da. Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Belastung für die EU-Staaten lediglich 15 Prozent.
Der Wirtschaftsverband Economiesuisse warnt vor den drastischen Folgen: „Die neuen Zölle verschlechtern die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen dramatisch und gefährden direkt Arbeitsplätze“, heisst es in einer offiziellen Stellungnahme.
Zwar konnte sich der SMI im Tagesverlauf etwas erholen und lag zuletzt nur noch bei einem Minus von 0,52 Prozent, doch die Verunsicherung am Markt bleibt deutlich spürbar. Besonders betroffen sind Kantone mit hoher Exportabhängigkeit wie Nidwalden, Neuenburg und das Wallis. In Nidwalden etwa gehen über 40 Prozent aller Exporte direkt in die USA – vor allem durch den Flugzeughersteller Pilatus.
Politische Reaktionen: „Angriff auf unseren Wohlstand“
Die offizielle Schweiz reagiert mit grosser Besorgnis. Bundesrat Albert Rösti zeigte sich enttäuscht über das Scheitern der bilateralen Verhandlungen mit den USA: „Wir haben die Gespräche nicht abgebrochen – wir bleiben dran“, sagte er.
Auch Finanzministerin Karin Keller-Sutter versuchte zuletzt, über eine Absichtserklärung eine Lösung zu finden, doch die US-Regierung blieb bei ihrer harten Linie. Trump fokussiere sich laut Keller-Sutter ausschliesslich auf das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten.
Die FDP bezeichnete die Strafzölle als „eine Katastrophe und einen direkten Angriff auf unseren Wohlstand“. Justizminister Beat Jans mahnte, dass geopolitische Unsicherheiten zunehmend ein Risiko darstellen und betonte die Wichtigkeit enger Beziehungen zu Europa.
Wirtschaftliche Folgen: Differenzierte Auswirkungen
Nicht alle Branchen sind in gleichem Masse betroffen. Besonders grosse Einbussen drohen:
- Maschinenindustrie
- Medizintechnik
- Pharmaexporteure
Etwas robuster scheinen Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor wie Versicherungen oder Telekommunikationsfirmen aufgestellt zu sein.
Simon Lustenberger, Anlagestratege bei der Zürcher Kantonalbank, bewertet die Strafzölle vor allem als politisches Druckmittel: „Solche Extremzölle dienen oft der Verhandlungstaktik. In vielen Fällen werden sie nicht in vollem Umfang angewandt.“
Auch rechtlich sind die Massnahmen umstritten: Ein US-Bundesgericht stellte kürzlich fest, dass Trump mit der Einführung solcher Zölle möglicherweise seine Kompetenzen überschritten habe. Die Rechtslage bleibt trotz Berufung offen.
Zukunft bleibt ungewiss
Der neue Zollsatz soll laut Plan am 7. August in Kraft treten – ein enger Zeitrahmen für diplomatische Initiativen. Es gibt jedoch erste Lichtblicke: Einige mittel- und südamerikanische Länder haben ihre Bereitschaft signalisiert, bei den Handelsgesprächen zwischen der Schweiz und den USA unterstützend mitzuwirken.
Ob die Massnahmen langfristigen wirtschaftlichen Schaden anrichten, hängt nun entscheidend von der diplomatischen Reaktion ab. Experten betonen, dass Präsident Trump in der Vergangenheit bereits mehrfach Zölle zurückgenommen hat, sobald politische Zugeständnisse erfolgten.
Bis dahin bleibt die Lage für exportorientierte Unternehmen und die Finanzmärkte angespannt. Die Schweiz befindet sich in einer Phase der strategischen Vorsicht.